Buch schreiben: Die ersten Schritte zum eigenen Buch

31. Mai 2016

Was macht ein gutes Buch aus? Wie findet man den richtigen Einstieg und was sollte man unbedingt beachten? Tipps zum Schreiben des ersten eigenen Buches.

von Literat Pro
Autor schreibt eigenes Buch
Junger Autor schreibt eigenes Buch auf Schreibmaschine.
Urheberrecht: Kitja Kitja

Vom "Armen Poeten" zum Weltbestseller mit 300 Seiten: Den Wunsch, ein eigenes Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, tragen viele kreativ begabte Menschen mit sich rum. Doch leider ist es auch in der Literatur wie in allen anderen Bereichen: So einfach wie es scheint, ist es dann doch nicht. Was macht ein gutes Buch aus? Wie findet man den richtigen Einstieg und was sollte man unbedingt beachten? Im folgenden geben wir für Nachwuchsautorinnen und -autoren einen kleinen Einstieg zum Schreiben des ersten eigenen Buchs.

1. Aller Anfang ist schwer - so auch beim Buch schreiben

Noch bevor die allererste Zeile zu Papier gebracht werden kann, steht die elementarste Frage aller Fragen im Raum: Über was will ich eigentlich schreiben? Die Möglichkeiten sind hier vielfältig. Lyrik, triviale Prosa oder Sachtext? Science-Fiction, Fantasy oder Historienroman? Die große Liebe oder der große Herzschmerz? Generell gilt, dass es sich am einfachsten über Dinge schreiben lässt, die einem selber am Herzen liegen. Denn nur wenn man als Autor vollkommen hinter seinen Zeilen steht, steckt indem Ergebnis Authentizität. Und das merken und honorieren die Leser.

2. Fassen Sie die Handlung des Buchs in einem Satz zusammen.

Wenn das Thema gefunden ist, gilt es, die Handlung des Buches in genau einem Satz zusammenzufassen. Sie destillieren all Ihre Einfälle zu einer Essenz, die den gesamten Plot, also den Handlungsbogen, auf den Punkt bringt. Ein Beispiel gefällig?

"Vor der Küste des Königreiches tauchen die Segel der Wikingerschiffe auf, drohend, das friedliche Reich in Chaos und Anarchie zu stürzen".

In 21 Worten haben wir hier die ganze Geschichte zusammengefasst. Eine fremde Macht bedroht ein bis dato friedlich lebendes Königreich - garantiert wird es zu Gewaltausbrüchen und Zerstörung kommen - und ohne die Hilfe eines Helden (oder wehrhaften Königs oder kampfbereiten Zwergen, das bleibt hier natürlich offen), wird es keine Rettung geben.

3. Legen Sie die Charaktere Ihres Buchs detailliert fest.

Um diesen Einstiegssatz herum wird nun die komplette Geschichte konstruiert. Es empfiehlt sich hier ein umfassendes Brainstorming. Charaktere und deren Eigenschaften sollten im Vorfeld so detailliert wie möglich konstruiert werden, denn schließlich steht und fällt jede gute Story mit ihren Helden. Wie Sie die Ideen sammeln, bleibt Ihnen natürlich selbst überlassen, aber das Zusammentragen Ihrer Einfälle auf Notizzetteln hat sich bewährt. Dadurch können Sie die Ideen wie ein Puzzle zu einem großen Ganzen zusammenfügen und im Laufe der Zeit entsteht aus den Segeln der Wikingerschiffe eine komplette Geschichte um Liebe, Hass, Verrat und einen unverhofften Helden.

Lassen Sie sich mit der Ausgestaltung Zeit. Je besser Sie vorarbeiten und je detaillierter Ihr Handlungsstrang vorliegt, desto einfacher geht Ihnen nachher das eigentliche Schreiben von der Hand!

4. Gespannt wie ein Flitzebogen - erzeugen Sie einen Spannungsbogen / eine Spannungskurve.

Haben Sie schon jemals ein Buch zu Ende gelesen, wo Sie die Geschichte bereits auf Seite zwei zu Tode gelangweilt hat? Wahrscheinlich nicht. Es ist elementar bei jedem guten Buch, einen Spannungsbogen in der Handlung zu erzeugen, der sich vom ersten bis zum letzten Satz wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Der Bogen sollte dabei von Anfang an gestrafft sein. Den Wunsch, ein Buch zu verschlingen, entwickelt sich beim Leser auf den ersten Seiten. Wenn Sie hier nicht direkt mit einem Einstieg punkten, der "Lust auf mehr" macht, haben Sie direkt verloren. Versuchen Sie, die Hauptmotive Ihres Buches direkt als Einstieg zusammenzufassen. Auch hier wieder ein Beispiel, wie Spannung erzeugt werden kann (und wie nicht):

Schlecht:

Die Wikingerboote fahren Richtung Küste. Die Mannschaften stehen an Deck und erwarten die Landung, damit sie das Königreich plündern und zerstören können.

Besser:

"Macht euch bereit!"

Der alte Wikingerkönig erhob seine Stimme, wandte sich mit seiner respekteinflößenden Gestalt an seine Mannschaft, die sich auf dem Deck des Kriegsschiffes versammelt hatte.

"Heute ist der Tag der Abrechnung gekommen. König Altantin wird seinem verdienten Ende zugeführt. Das Reich und all seine Schätze gehören ab heute euch!"

Die Stimme des Königs erstarb in der tosenden Brandung vor der Küste Nimrods.

Merken Sie den Unterschied? Beide Beispiele sagen im Prinzip das Gleiche aus, das erste Beispiel jedoch lässt keinerlei Phantasie des Lesers zu und langweilt schon vom ersten Wort an durch seine nüchterne Ausgestaltung.

Spannung können Sie auf verschiedene Arten erzeugen. Eine Möglichkeit ist, möglichst wenig detailliert zu beschreiben. Indem Sie Ihre Figuren die Geschichte "erleben" lassen, sie also direkt einer Situation aussetzen, anstelle diese Situation zu um- und beschreiben, regen Sie die Phantasie und Vorstellungskraft des Lesers an. Denken Sie mal an einen guten Horrorfilm. Wann gruseln Sie sich mehr? Wenn Sie die Gefahr direkt sehen (also der Zombie vor dem Helden steht) oder wenn der Held durch dunkle Gänge schleicht und die Gefahr eines Zombieangriffs jederzeit droht?

             Höhepunkt 
                .    Retardierendes Moment 
               . .   .
              .   . . . abklingend
             .         . 
            . steigend   .  Schlussteil 
         . .                 . .

5. Die Dramatik des Buchs: Mach doch mal ein Drama draus!

Neben Spannung gehört in ein gutes Buch auch eine ordentliche Portion Dramatik. In der Literatur meint dieser Begriff ein allmähliches Zuspitzen einer Situation bis zu einem Höhepunkt, den der Hauptcharakter durchleben muss. Bereits die alten Griechen haben hier ein Modell entwickelt, dass Sie für Ihre Geschichte nutzen können: Das Drama in drei Akten.

Im ersten Akt erfährt die Hauptfigur ein einschneidendes Erlebnis. Die dadurch resultierenden Ereignisse steigern sich langsam in ihrer Intensität.

Im zweiten Akt steigert sich die Intensität der Ereignisse, die Dinge, die dem Charakter widerfahren spitzen sich immer weiter zu, bis es schließlich zu einem Höhepunkt kommt, der gleichzeitig die Wende der Handlung darstellt.

Im dritten Akt folgen weitere dramatische Ereignisse, die alle vorherigen weit übertreffen, sowie der Schluss. Achten Sie in allen Akten auf die Logik. Jedes Ereignis sollte seinen Ursprung in dem vorherigen haben. Bringen Sie hier den Zufall ins Spiel, weichen Sie die Dramatik und Spannung komplett auf. Schließlich geschieht doch nichts auf der Welt ohne Grund, oder?

6. Alles nur Gelaber? Arbeiten Sie an den Dialogen!

Um die Gefühle Ihrer Charaktere darzustellen, nutzen Sie in Ihrer Geschichte Dialoge. Ob direkte oder indirekte Rede ist dabei nebensächlich, wichtiger ist, die Protagonisten nicht zu viel reden zu lassen. Ein häufiger Anfängerfehler ist es, mit ausufernden Dialogen die ganze Szenerie "totzuquatschen". Weniger ist hier eindeutig mehr! Lassen Sie die Figuren Ihres Buches sprechen, aber vermeiden Sie allzu detaillierte Situationsbeschreibungen. Ihre Figuren dürfen durchaus in einer Szene reden, das macht die Story lebendig. Allerdings dürfen sie nicht die Szene beschreiben. Das macht die Story zäh und nimmt den Reiz des Unbekannten.

7. Schreibkram - jeder Satz ein Treffer!

Der Handlungsbogen steht, die Figuren sind bis ins letzte Detail ihres Charakters ausgearbeitet und Sie haben ganze Wände mit Ihren Notizzetteln beklebt - dann kann jetzt die eigentliche Arbeit beginnen. Aus Ihren Gedanken müssen nun Wörter werden, die sich zu Sätzen aneinanderreihen. Sofern Sie kein wissenschaftliches Sachbuch schreiben wollen, können Sie getrost mit der Sprache spielen. Schachtelsätze, Adjektive, bildliche Sprache und indirekte Rede: Alles, was Sie einst im Deutsch-Leistungskurs gelernt haben, können Sie nun anwenden. Versuchen Sie mit der Schönheit der Sprache zu punkten, ohne sich in Geschwafel zu ergehen. Jeder Satz des Buches soll schließlich ins Ziel treffen!

Verzweifeln Sie nicht, wenn Sie an einem Punkt der Handlung mal nicht weiterkommen, weil Ihnen ein Übergang fehlt oder Sie bei der Konstruktion der Handlung einen logischen Fehler eingebaut haben. Teilen Sie bereits beim Schreiben Ihr Buch in mehrere Dokumente auf, wobei jedes Dokument ein Kapitel oder einen Teil der Handlung umfasst. So können Sie parallel an mehreren Handlungssträngen arbeiten und wenn Sie bei Kapitel drei eine Blockade ereilt, schreiben Sie einfach an Kapitel sechsunddreißig weiter. Dies unterstützt Ihre Kreativität, löst Denkblockaden und verhilft häufig der Handlung zu ganz ungeahnten Wendungen. Lassen Sie sich von sich selber überraschen!

Ihr erstes eigenes Buch ist fertig - und nun!?

Ist Ihr Buch fertig geschrieben, stellt sich immer die Frage nach der Veröffentlichung. Hier können Sie entweder auf die Expertise eines Verlages setzen oder das Buch online in Eigenregie an den Leser bringen. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, die zu besprechen bleibt Aufgabe eines anderen - genau auf dieses umfangreiche Thema gemünzten - Artikels. Seien Sie allerdings vorsichtig, auch im Verlagswesen gibt es schwarze Schafe, die Sie mit unlauteren Methoden abzocken und um Ihren Erfolg bringen wollen. Wenn Sie erste Anregungen zum Thema "Werbung für Bücher" bekommen möchten, können Sie hier die ersten Ideen sammeln: Artikel zum Thema "Werbung für Bücher"

Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Schreiben Ihres allerersten Buches. Wer weiß, vielleicht sind genau Sie der nächste Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis?