(Der alte Schamane, 6. Delirium)
Wohin, woher, warum, was soll’s? Kreise! Nichts als Kreise – nicht unbedingt konzentrisch! Und dann dieses Flimmern vor den Augen…abscheulich. Der schlechte Geschmack im Mund spricht Bände! Sie sind ein Zeugnis der Ohnmacht! Aber meine Ohnmacht beherrscht die Welt! Sie hat alle ihre Bereiche durchdrungen, denn ich tauche mit den Walen, ich throne mit den Löwen, ich trompete mit den Elefanten, ich arbeite mit den Ameisen, ich sammle mit den Bienen, ich sehe mit den Adlern, ich schwebe mit den Geistern – aber ich denke nicht mit den Menschen!
Die Schnüre ihres Seins sind mir fremd. Ihnen mögen sie dick erscheinen, für mich sind es nur Fäden, die aus keinem Labyrinth führen, sonder nur in welche hinein. Und überall steht der Minotaurus! Er spiegelt sich in meinem Perseus-Schild, auf das ich die Medusa gemalt habe, damit die Leute auf dem Markt, im Schein meiner Laterne erkennen, wie sie aussehen, bevor sie mich guten Gewissens erschlagen. Denn ihr Gewissen ist groß! So groß wie ein Stern hinter dem Mond, größer als ein purer Sonnenstrahl, der imstande ist die Wahrheit zu vergolden.
Aber nichts ist größer, als mein Atem, der die Scheiben aus Museumsglas beschlägt, bevor er in der Eiswüste des Ungedachten erfriert. Ich folge ihm, wohin ich nur kann! In inniger Umarmung mit meinem Atem liege ich bereit, allen Anfechtungen zum Trotz, und offen für das Totem des Lichts. Von allen Seiten strömt es auf mich ein um mich schwindlig zu drehen, in diesen nichtkonzentrischen Kreisen, die voll sind von den Flüchen lahmgelegter Gehirne in einer lahmgelegten Umgebung. Ich friere nicht, ich brenne an beiden Polen zugleich!
Und vor mir, zwischen den Polen, liegt das Einsatzgebiet, auf das ich spezialisiert bin, nein wurde, um etwas aufzuhalten: den Untergang! Aus meinem Herzen dringt der Gesang der Lust, an allem Schönen, das zu vergehen droht, wenn ich aufhöre mich um mich selbst zu drehen. Nein, ich tanze nicht! Ich stehe mitten im Raum – unbeweglich! Nur mein Kopf kreist, rasend schnell, durch Galaxien aus Unwirklichkeit und Fantasie, denn real ist nur das Böse. An seinen Fersen möchte ich glücklich werden, indem ich etwas in seinen Weg stelle: mich!
Pfadfinder sein ist das oberste Gebot der Stunde! Denn die Pfade voraus, wo sie noch niemand sehen kann, führen in einen Nebel aus morbidem Schein – giftiger Dampf, den ich nicht einatmen kann, weil ich einen Rüssel habe, weil in 1000 Metern Tiefe nur noch ein Gefühlsfaktor bin, weil mein Thron unantastbar ist, weil ich summe, sobald der Tag beginnt und weil ich akribisch an einer fiktiven Stadt baue, die auf einem Stern liegt, den man, von hinter Mond aus, gar nicht mehr erkennen will. Aber die Geister, die um mich sind, halten mich hoch, so hoch, daß mir schwindlig wird, wenn ich einmal nicht Bände spreche.