Ich spüre die warmen Strahlen der Sonne, welche sich immer wieder mal durch die eng stehenden großen Bäume bis zu mir durchkämpfen. Ich bewundere die Kraft des heißen Planeten, während ich nach einem anstrengenden Arbeitstag noch ein wenig durch den Wald laufe um den Inhalt in meinem Kopf – der voll mit beruflichem und privatem Zeugs ist – zu sortieren und zu lenken. Irgendwie klappt es heute nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Der alltägliche Chaos in meinem Gehirn ist wohl schon ziemlich groß – vielleicht zu groß – und übernimmt immer wieder die Überhand über meinen Versuch Ordnung in mein Universum zu bringen. Stur versuche ich weiter eine Taktik gegen mein eigenes Ich zu finden und übersehe dabei fast eine alte Sitzbank.
Sie steht ein wenig abseits vom Wege, mitten im Wald, zwischen zwei großen Tannen und kommt mir sehr einsam vor. Man könnte meinen die Pflanzen, welche unstrukturiert und wirr die Bank umklammern, sind kurz davor sie zu verschlingen. Das hohe Gras in unmittelbarer Nähe deutet darauf hin, dass schon länger keine Menschenseele sich um die Bank bemühte. Das was ich da vor mir sehe ist keine einfache Sitzgelegenheit, nein, es ist mein Spiegelbild. Das Leben verschlingt mich und gibt mir kaum Luft zu atmen. Ich habe schon seit längerem kein ehrliches und ernstes Gespräch geführt, denn ein – Hauptsache man hat gefragt – „Wie geht es dir?“ ist weder ehrlich noch ernst gemeint und kaum einen Deut besser als hätte man gar nichts gesagt. In meinen Gedanken vertieft, vergesse ich fast das Positive zu erwähnen – liegt wohl in der Natur des Menschen, immer nur das Negative zu teilen. Ein einziger Sonnenstrahl in einem Radius von einigen Metern hat es durch das Dickicht geschafft und erleuchtet mit einer gewaltigen Wärme und Liebe die verlassene Bank. Ich lasse mir diese Chance nicht nehmen und gehe los, setze mich auf mein eigenes Ich, schließe meine Augen und versuche die letzten Minuten gemeinsam mit der Sonne zu genießen…
…Das rötliche warme Licht, welches ich durch meine geschlossenen Augen erkennen kann, verabschiedet sich langsam und wird immer dunkler. Ohne Zeitgefühl – wie lange ich auf der Bank verweilte – stehe ich auf und gehe in Richtung des Weges. Ich blicke noch einmal zurück und verabschiede mich mit gemischten Gefühlen. Während ich wieder mit meinen Gedanken in den Boxring steige, habe ich eines fast vergessen:
Die Bank mitten im Wald hat mich für einige Minuten vergessen lassen, wie schwer das Leben ist. Ich habe für einen kurzen Moment loslassen können.
Nachtrag:
Oftmals sind es die einfachen Dinge bei denen wir abschalten können. Oft finden wir diese auch, aber vergessen sie doch wieder. Ich glaube wir sollten solche Momente mehr wahrnehmen, denn genau diese Momente sind wichtig in unserem Leben und geben uns auch unbewusst die Kraft, die wir benötigen. Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende, genießt es im Kreise eurer Freunde und Familie.
Euer Julsen
Ich weiß nicht, ob diese Seite überhaupt der richtige Ort für meinen ersten Text ist, aber einen Versuch ist es wert. Diese Geschichte ist auch ziemlich kurz und hoffe, dass es euch trotzdem ein wenig gefällt. Aller Anfang ist schwer ...