Neues vom Meister A. (16)

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Meister A. unterhält sich mit einer Bekannten „über Gott und die Welt“, wobei jene die interessante Frage stellt: „Ist es nicht erstaunlich, dass wir uns nicht vorstellen können, nicht zu sein?“
„Mich verwundert dieser Umstand eigentlich nicht“, meint Meister A. „denn, um sich etwas 'vorstellen zu können' bräuchte man zumindest eine Art Anhaltspunkt, ein Mindestmaß an Erfahrung … beispielsweise kann ich mir ein gefülltes Glas Rotwein sehr gut vorstellen!“ Meister A. lacht und fügt hinzu: „Aber Spaß beiseite! Du hast natürlich schon recht. Wir kennen eben nur unser Sein, also unser Dasein, unser Verweilen auf dieser Welt … alles andere kann nur Spekulation sein, letztlich – so wir ehrlich sind - ein Wissen über unsere Unwissenheit. Allerdings darf ich darauf hinweisen, dass wir diese Phase 'nicht zu sein' schon einmal durchgemacht haben, eben vor unserer irdischen Existenz, und wenn ich mir diesen Umstand vor Augen führe, dann wage ich – bei aller gebotenen Vorsicht - zu behaupten, dass diese unendlichen Zeiträume vermutlich nicht einmal die schlechtesten waren!“
„Eine doch recht kühne Behauptung, fürwahr“, wendet die Gesprächspartnerin schmunzelnd ein, “man erkennt eben wieder einmal den unerschütterlichen Optimisten in dir! Mit welcher Berechtigung kannst du Zeitintervalle, welche deinem Bewusstsein verschlossen sind, als 'nicht einmal die schlechtesten', also quasi doch eher als 'gut' bezeichnen?“
„Nun, meine Liebe“, verteidigt sich Meister A.,“es ist uns nicht gegeben, über die Zeitspanne vor unserer materiellen Existenz - und darüber hinaus auch über die postmortalen Zeiträume - verlässliche Aussagen zu machen. Soweit sind wir uns doch einig. Dieses Unwissen verunsichert, macht sogar zugegebenermaßen bisweilen Angst, so wie alles Fremde, welches auf uns zukommt. Aber nur, weil etwas unbekannt ist, muss es doch nicht zwangsläufig schlecht sein, und solange niemand den Beweis erbringen kann, dass die angesprochenen Zeitspannen von Übel waren - beziehungsweise sein werden - wäre es unsachlich, ja geradezu ungerecht, einem - zumindest verhaltenen - Optimismus die 'Existenz-Berechtigung' zu verweigern oder diese auch nur in Frage zu stellen.“

Meister A. - wer kann das sein? Hinter „Meister A.“ könnte ich mich verbergen – unter dem abgekürzten Pseudonym von „Meister Alfred“. Es könnte aber auch „Meister Allgemein“ gemeint sein, also jeder, jede, jedes ... also „alle“ oder „niemand Besonderer“. Jedenfalls soll es hier – möglicherweise um eine Folge? - von kleinen Episoden, Anekdoten, Denkanstößen, Lebensweisheiten … gehen, stets zumindest mit einem wahren Kern, immer mit dem gleichen Titel, aber „fein säuberlich durchnummerieret“ (Nr.16 vom 02.02.2019).

Mein besonderer Dank gilt einem LitPro-Mitglied, welches mich kürzlich durch eine interessante Fragestellung zum Schreiben dieser Parabel motiviert hat: DANKE, liebe ELLA SANDER!

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