Novembermärchen

Bild von Robert Staege
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Märchenhaft sind die Farben und Düfte steigen einem zu Kopfe dass man ganz wirr wird und sich Dinge zusammenreimt die es gar nicht gibt weil man etwas Bestimmtes in den Nebel hineinsagen möchte und doch nicht unverblümt mit der Tür ins Haus oder mit dem Fenster zur Sonne auf die Straße fallen will weil das wehtut und zugleich hat man diese bunten Gedanken im Kopf die einem um die Schädeldecke streifen und laut summend durchs Gehirn jagen immer nur erzähl uns rufend und dann sinniert man ob der Riese mit dem Zwerg oder die Prinzessin mit dem Drachen oder doch die Haselnuss mit der hohlen Erbse erscheinen soll und diese weise Frau die immer das wahre Wesen entdeckt das wir uns selbst verheimlichen und die Hexe in uns ist auch nicht ohne wie sie mit dem wütenden Kobold um das Feuer tanzt und schreit und der Wolf nicht kleine Ziegen oder Großmütter zerreißt sondern sich selbst erkennt man dann doch dass mancher Mythos einen wahren Kern in sich trägt obwohl man das für eine taube Nuss hielt und man erkennt dass das auch unhaltbar ist sodass man es nicht mehr aushält sondern stattdessen eine Rede die man bunt ausschmückt mit duften Ideen und skurrilen Figuren nicht nur Zylinder auch Zauberhüte und Lebensweisheiten werden hineingepackt damit die Moral auch zu ihrem Recht kommt solang man nicht am Ende noch moralinsauer wird aber man soll ja alles nicht übertreiben und lieber von Kerzen im Nebel erzählen als Nebelkerzen anzünden denn deren Rauch ist schalldicht und wird nicht so leicht vergessen und wenn dann der Jäger und der Prinz zum Glück noch rechtzeitig zu spät kommen und der Frosch in den Brunnen gefallen ist weil an den endlos langen Haaren eine goldene Kugel hing was dazu führte dass die böse Schwiegermutter den Wein trank und den vergifteten Spindelapfel an die Wand und den Kuchen mit Wackersteinen in den Brunnen warf worauf die Zwerge erwachten und der Wind einschlief dann fragt man sich natürlich warum es noch nicht schneit obwohl man das Brot aus dem Ofen geholt hat und weder Gold noch Pech vom Turm tropfte sodass man völlig unwillig wird und irgendwann meint ach komm erzähl hier keine Märchen die du doch der Großmutter und dem aufgebundenen Bären mit einem Knüppel in Rot und Schneeweiß auf den gedeckten Tisch jubeln kannst weil ich bin schön groß aber morgen back ich und wer macht wohl der Königin ein Kind wenn doch niemand den Namen weiß wo doch das hübsche Mädchen zwar einen tollen Schuh aber keine blutenden Füße hat für die Tauben und bis Mitternacht arbeiten muss damit die Fee auch was zaubern kann weil sonst der Igel beleidigt ist und der Hase sich totläuft aber bis das passiert ist noch niemand gestorben der heute noch lebt ....

Experimentaltext ohne Interpunktion
Rainer Doering hat diesen Text auf soundcloud.com eingesprochen.

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