Neues vom Meister A. (15)

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Meister A. trifft beim Einkaufen einen alten Bekannten. „Ja von dir hört man gar nichts mehr“, begrüßt er diesen, „bist du krank gewesen oder was?“
„Ach, was glaubst du, was ich mir Arbeit angetan habe“, erwidert der Angesprochene, „ich sortiere die Bilder, welche ich in vielen Jahren gemalt habe, gleichermaßen meine schriftlichen Arbeiten, ergänze mit Kommentaren, ordne ein, ordne um … katalogisiere … ich hätte mir diese Arbeit wirklich ersparen sollen. Ich hatte den Zeitaufwand einfach unterschätzt. Aber jetzt habe ich einmal damit begonnen, jetzt versuche ich, mein Unterfangen auch möglichst erfolgreich zu beenden.“
Meister A. nickt verständnisvoll: „Nun, wenn dich deine Tätigkeit glücklich macht, dann kann man dagegen nichts einwenden.“
Der Bekannte widerspricht: „Glücklich?! Wie kann derartiger, zwischenzeitlich fast schon zwanghaft gewordener, unerwarteter Stress glücklich machen? … Es ist nur so … wie soll ich sagen … also mich ängstigt die Vorstellung, irgendwann einmal gänzlich vergessen zu werden. Verstehe mich nicht falsch, ich will wenigstens in meinen bescheidenen Werken quasi weiterleben. Dabei geht es mir nicht einmal um Ruhm und Ehre, nur um meine fiktive Existenz!“
„Ich kann dich gut verstehen“, antwortet Meister A. kopfnickend, „einerseits schon, aber andererseits wäre mir die Vorstellung ein Greuel, man würde meine Arbeiten missverstehen, fehlinterpretieren, Teile aus den Zusammenhängen reißen und missbrauchen und ich könnte nichts mehr berichtigen, erklären, klarstellen und mich auch nicht mehr zur berechtigten Wehr setzen. Nein, da neigte ich viel eher dazu, über mich selbst eine „damnatio memoriae“, eine „Auslöschung der Erinnerung“ zu verhängen, so wie dies zur römischen Kaiserzeit eine Strafmaßnahme gegenüber unliebsamen Zeitgenossen war. Dann hätte ich wenigstens alsbald meinen Frieden, denn – glaube mir - es gibt weitaus Schlimmeres als „nur“ vergessen zu werden!“

Meister A. - wer kann das sein? Hinter „Meister A.“ könnte ich mich verbergen – unter dem abgekürzten Pseudonym von „Meister Alfred“. Es könnte aber auch „Meister Allgemein“ gemeint sein, also jeder, jede, jedes ... also „alle“ oder „niemand Besonderer“. Jedenfalls soll es hier – möglicherweise um eine Folge? - von kleinen Episoden, Anekdoten, Denkanstößen, Lebensweisheiten … gehen, stets zumindest mit einem wahren Kern, immer mit dem gleichen Titel, aber „fein säuberlich durchnummerieret“ (Nr.15 vom 23.01.2019).

Interne Verweise

Kommentare

28. Feb 2019

Nicht zum Vergessen ist der Text,
Der (wieder) gut Gedanken hext!

LG Axel

08. Mär 2019

Lieber Axel,

Auch Du hext oft Lächeln in fremde Gesichter ...
kaum Schön'res gibt 's doch für uns Versedichter?!

Eine gute Nacht vom Alfred!

28. Feb 2019

Ich bin ganz Deiner Meinung, lieber Alfred. Und: Es gibt so viele, wirklich herausragende Persönlichkeiten, die Großes geleistet haben ... aber man kann nicht alle im Gedächtnis und ständig abrufbar behalten. Danke, für diese gute Anekdote.

Liebe Grüße,
Annelie

08. Mär 2019

Was Du hier schriebst, das find' ich fein.
Kann Dir dafür nur dankbar sein.
Ich wünsch' Dir Gutes - allerlei -
'ne gute Nacht sei auch dabei!

Liebe Grüße vom Alfred!