Banderabasch (Original-Kochrezept)

Bild von Garfield Mattatuck
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Ein Rezept von Halvgar Krankelcocq für 19 1/2 Personen
Zubereitungszeit: Etwas über 9 Stunden, grob berechnet
Sehr leichte Küche aus dem nordöstlichen Kamtschatka
- mittelschwer bis extrem kompliziert, nichts für Rookies -

Zutaten:
Von sehr Vielem meist nur sehr wenig bis kaum etwas

Vorbereitung:

Es empfehlen sich Dehnübungen und die Kreutzstern-Fygenwaldt-Yoga-Techniken der Abschlussklasse „Tiefenentspannung II“. Wenn Sie mit sich selbst tief im Reinen befindlich, in Unterwäsche, an das Banderabasch herangehen, vergessen Sie bitte nicht, die Küche gut vorzuheizen. Wir benötigen eine angenehme Atmosphäre von etwa 21 Grad Celsius. Tragen Sie bitte keine Flip Flops. Schlagen Sie 14 Eier auf, entfernen Sie das Eigelb, nachdem Sie es vom Eiweiß getrennt haben, behalten Sie das Eiweiß. Sie werden es gleich brauchen.

Zubereitung:

Nehmen Sie eine hohe, beschichtete Pfanne und glibbern sie diese großzügig mit älterem Griebenschmalz ein. Braten Sie nun darin 40 g Zwiebelsalz und 40 Gramm braunen Zucker (darf gern von Zuckerrüben stammen!) sehr scharf an, auf, wenn möglich, höchster Stufe. Geben Sie nach wenigen Sekunden das komplette Eiweiß hinzu. Rühren Sie mit einem Holzlöffel wie verrückt in diesem Brei, der alsbald sehr zu stinken beginnen wird. Sie müssen so rühren, als ginge es um Ihr Leben. Dann erst wird sich, vielleicht, eine zufriedenstellende Reaktion des Gemenges einstellen. Welche, soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden.

Stellen Sie die Hitzestufe von 12 auf 1. Geben Sie Kurkumapulver (DM hat das Zeug, womöglich), Muskatnuss, Orangeat (Sie können gerne, falls Sie gerade kein Orangeat zur Hand haben, dafür auch Aranzini nehmen) und Zitronat hinein, vermengen das wieder deutlich gestört, schmecken nicht ab, und rühren nun fett Pflaumenmus ein. Geben Sie ein Gläschen Marillenlikör hinein, ist keiner zur Hand, nehmen Sie einen Obstler. Und rühren Sie, um Himmels Willen, rühren Sie immer weiter, wie irrsinnig. Das muss eine beinahe schon manisch-mystische Note bekommen, Ihr irrwitziges Rühren mit dem Holzlöffel. Haben Sie keinen Holzlöffel, darf es auch ein Metall-Löffel sein. Sie haben ja 2 beschichtete Pfannen!

Haben Sie Trantüte nicht einmal einen Obstler in der Hausbar? Jammer. Nun denn, nehmen Sie meinetwegen Ihren ollen Eierlikör vom Weihnachtsfest 2019. Auch gut. Dann aber gleich zwei Gläschen.

Jetzt kommt ein Hauch Kümmel hinzu. Ebenso sparsam, in genau dieser Reihenfolge: Rosmarin, Saccharin, Oregano, indisches Flohsamenschalenpulver (bloß nicht zu deftig dosieren, bitte), etwas Teriyaki Soße und eine Winzigkeit China „Fünfgewürz“, abgerundet wird die jetzt wirklich fürchterlich aussehende Masse, rühren Sie ständig, unausgesetzt!, mit 60 g Griebenschmalz, 4 Esslöffeln Rübenkraut, neun halben Ess-Kastanien und elf sehr kleinen Trockenobststückchen (gern Aprikose, Dörrpflaume, Feige) plus einem Spritzer Weinessig, träufeln Sie noch wenig frischen Zitronensaft darüber und lassen Sie das Banderabasch auf der Stufe 3 köcheln, gute 25 Minuten lang, nie vergessen: Immer wieder mal umrühren. Wie besessen! Danke. Die sämige Paste brennt sich alsbald heftig in ihren Pfannenboden ein, welche Beschichtung die Pfanne auch aufzubieten hat: Teflon, Keramik, Emaille oder Wiedehopf. Ganz egal, das Zeug haftet extrem an. Aber, wie schon erwähnt, Sie haben ja 2 beschichtete Pfannen. Nun streuen Sie sehr leichtfertig Garlic-Pulver über das langsam entstehende Banderabasch. Ein paar Schalotten können auch nicht schaden. Nur rein damit in die Schweine-Pampe...

Das Gericht stinkt leider abartig. Aber wir kommen nun zum erstmaligen Abschmecke-Erlebnis. Da lässt sich ja vielleicht noch etwas retten. Schmecken Sie mit viel (!) Pfeffer, Anis und Chilipulver ab, großzügig arbeiten Sie mit Currypulver und Ingwer, den Sie natürlich in der Vorbereitungsphase bereits geschält und kleingewürfelt haben. Von Ingwer (ersatzweise Tuber Magnatum Pico Trüffel und Safran) oder Crème fraîche sei in der Vorbereitung nichts zu lesen gewesen, behaupten Sie dreist? Aber da stand doch klipp und klar: Von sehr Vielem meist nur sehr wenig bis kaum etwas. Also, der meinen bescheidenen Meinung nach hätten Sie sich auf Ingwer und Crème fraîche einstellen können, nein, einstellen müssen! Ja, sogar auf Schalotten und Knoblauch. Also, fahren wir fort. Hebeln Sie Ingwer freundlich unter, Sour Creme sensibel einrühren, mit 81 %igen Kakaoschokoladen-Knusperraspelstückchen garnieren und möglichst heiß bis lauwarm servieren. Das Banderabasch schmeckt ganz entsetzlich, aber es beinhaltet wohl sämtliche Vitamine, die der menschliche Organismus an einem Tag anfordert. Der Salzgehalt dieser fetten Speise ist exorbitant hoch. Gehen Sie sparsam mit Salz um in den nächsten Tagen! Ein Herzkaspar droht, wenn Sie mehr als 2 Schüsseln Banderabasch am Tag zu sich nehmen.

Wenn in Kamtschatka dieses Banderabasch serviert wird, meist am „Tag des Zorns“, dem 16. März, wird eine essbare Oblate mit dem Bildnis des großen Vitus Bering auf das dampfende Gericht gelegt. Sie muss zuerst gegessen werden, hierbei wird dann die Patriarchin das Tischgebet sprechen. Erst dann mampft auch sie diese Oblate. Banderabasch wird traditionell in Holzschüsseln serviert. Wenn die Speise nun aufgetragen wird, brüllen alle 'Itschinskaja Sopka', was immer das auch bedeuten mag, sechsmal kräftig hintereinander. Wir haben im Internet gesurft und gesurft, aber einfach keine Entsprechung für dieses Itschinskaja Sopka gefunden. Hoffentlich ist das keine Teufelsanbetung. Man weiß ja nie...

Beim Tischgebet heißt es zum Abschluss:

qə-viri-ɣe (>Mögest Du herabsteigen<), alle antworten dann mit: m-imti-ɣət (>Möge ich Dich tragen [können]<). Nun hatten Sie Erstkontakt mit der tschuktscho-kamtschadalischen Sprache. Sind Sie beeindruckt? Ja, das sind Sie. Ohne Zweifel.

Etwas Wichtiges: Zum Anbraten von Zwiebelsalz und braunem Zucker sollten Sie unbedingt lediglich Kokosöl verwenden. Zwingend vorgeschrieben ist das Kokosöl. Tschulltschungk, dass ich das jetzt erst bringe. Wirklich, Leute, vielmals sorry... Tja. Das hätte alles deutlich besser geplant, organisiert und koordiniert werden können. Einfach mein Fehler. Ich entschuldige mich vielfach, tief zerknirscht.

Ich gehe davon aus, dass sich 3 beschichtete große Pfannen in Ihrem Besitz befinden. Keramik, Emaille oder Teflon, ja sogar Wiedehopf, völlig schnurz, Hauptsache, Ihre Pfannen haben eine Beschichtung aufzuweisen. Und, bitte, schaffen Sie sich einen großen Holzlöffel zum Umrühren an. Иштиҳои хуб. Das ist Tadschikisch und bedeutet im weitesten Sinne "Guten Appetit". Dieses Tadschikisch hat nicht das Geringste mit der tschuktscho-kamtschadalischen Sprache zu tun. Echt nicht das Geringste. Aber lernen Sie es dennoch jetzt und sofort auswendig. Man kann ja nie wissen, ob man es nicht doch einmal, vielleicht anlässlich eines Leichenschmauses in Duschanbe, mit Präsident Emomalij Rahmon, brauchen kann. Mir erscheint es durchaus sinnvoll, dem Leben generell einen großen Zeitrahmen des kontinuierlichen Lernens einzuräumen. Иштиҳои хуб. Geht doch leicht von der Lippe, oder etwa nicht? Groetjes.

Interne Verweise

Kommentare

25. Okt 2020

In meiner Hausbar war nix drin -
Frau Krause! - das ist doch MEIN Gin?!

LG Axel

25. Okt 2020

Lieber Axel,

wer diesen Kamtschatka-Eintopf probiert,
der braucht eine ganze Flasche Gin. Du
wirst sonst den Geschmack für eine volle
Woche nicht mehr von der Zunge kriegen.

Habe die Ehre. Vielen Dank. Gruß von

Garfield

26. Okt 2020

Alle Macht den Köchen !
HG Olaf

29. Okt 2020

Lieber Olaf,

die haben sie ja schon längst. Die Talker,
die Köche und die Sänger regieren diese
unsere Welt. Wenn einer alle drei Sparten
bedient, dann ist er der König der Welt.

Da Horst Lichter jetzt auch noch singt,
dürfen wir ergo behaupten, er ist König.

Wir sollten ihm huldigen. Ob er plant,
dass alle Männer sich solch einen
irrwitzigen Bart wachsen lassen
(müssen), ist unbekannt. Auf den
unbestrittenen King, König Horst I.

HG zurück, von Garfield
unbekannt