Das Gebiss

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von René Oberholzer

An einem Samstagabend fand sie zwischen den Tellern sein Gebiss. Es war dunkelgelb und stank. Die Frau nahm das Gebiss und legte es in die Geschirrspülmaschine. Nach einer Stunde nahm sie es wieder heraus und sagte: "Walter, hol dein Gebiss, ich möchte dir wieder einmal einen Kuss geben." Walter kam, sie setzte ihm das Gebiss ein und sagte: "Vor 20 Jahren hattest du noch schöne Zähne." Dann küsste sie ihn. Als sie fertig war, nahm er das Gebiss aus dem Mund und murmelte, dass er heute früh zu Bett gehen würde. Seine Frau legte das Gebiss vors Küchenfenster. Am nächsten Morgen war es nicht mehr da.

Walter blieb für den Rest seines Lebens gebisslos. Und wenn er etwas sagte, konnte Gerda ihn nur schwach verstehen. "Sprich deutlicher", sagte sie dann andauernd. Walter sagte immer weniger, bis er starb. In seiner Kommode fand man das Gebiss und eine Handvoll Baumnüsse.

© René Oberholzer

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