Schatten meiner Vergangenheit

Bild von Anita Zöhrer
Bibliothek

Schatten meiner Vergangenheit wuseln um mich herum und legen mir eine schwere Rüstung aus Metall an. Zu meinem Schutze ist sie gedacht, doch nur eine Last ist sie mir.

Ich werde in ein altes Schloss gebracht. Ein Gespenst soll hier spuken und ich es aus dem Verkehr ziehen. Mit meinem Zauberschwert könne ich es vernichten, hat mir der Zauberer gesagt. Ich traue diesem Halunken nicht über den Weg.

Die Gemäuer stehen kurz vor dem Einsturz, verwahrlost sind die Räume. Der Holzboden knarrt unter meinen Stiefel. Das Portrait eines Prinzen zieht mich in seinen Bann. Jemand legt seine Hände auf meine Schultern. Ich ziehe mein Schwert und wende mich um.

Schweigen erfüllt den großen Saal, der einst dem Kaiser für Veranstaltungen gedient hat. Wir stehen uns gegenüber. Dass wir uns hier begegnen, habe ich nicht erwartet. Die Klinke des Schwertes glänzt an deiner Kehle, ich zögere.

„Töte ihn!“, fordert mich der Zauberer auf. Es nur gut mit mir zu meinen, behauptet er. Wut steigt in mir empor. Ein Rivale bist du für ihn schon zu deinen Lebzeiten gewesen. Nicht auf meine, sondern einzig auf seine Vorteile ist er bedacht.

Ich gebe zu, dir verziehen habe nie. Dass du in den Kampf gezogen bist, um dort zu sterben, ist aber trotzdem nicht Grund genug, dich auf ewig aus meinem Leben zu verbannen.

Ich senke mein Schwert, langsam gleitet es mir aus der Hand. Laut schreit der Zauberer auf und wirft sich zu Boden. Fangen will er sein Meisterwerk, doch er scheitert. In unzählige Scherben zerspringt die aus dunkler Magie geschmiedete Waffe, vor ihrem Ruin kann er sie nicht bewahren.

Meine Liebe zu dir hat gesiegt. Stark genug ist sie, um mich meiner Rüstung zu entledigen. Ich umarme dich, genieße es, dir nach so langer Zeit wieder nahe zu sein.