O lustvoll feiert das Leben den Tod

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Im nahen Park ist das Lächeln
Des Sommers erloschen ...
Auf kalten Füßen verharrn im
Gekränkten Schweigen die Bäume
Sturm hat die sanften Wellen verdroschen
Nebelgeschwader, fischbäuchig, fallen
In tote Gärten, verlassene Räume
Zum kalten Stein geh, meine Muse
Ihn warmzuküssen ...

… wenn voller Kummer die Blätter fallen

Sargdeckel – gestürzt über Moos und Farn
Heftiger denn je kehrt die Einsamkeit
In stumme Wälder zurück;
Nichts, das mehr mit dem Licht spielen möcht
Wenn der greise Mond seine Weisheiten sät:
„Wer jetzt handelt, braucht keine Hoffnungen mehr!
Im Weltall geistern die Nebel schwer …!
Seid ihr gewiss, dass euer Gott niemals
Gesündigt hat ...

… wenn voller Kummer die Blätter fallen?“

Ach, mit dem Sommer starb auch das Kind
In mir. Und selbst wenn der Himmel mich
Jetzt öfter berührt und mit Regen umfängt
Spüre ich ihn noch weniger als damals:
Die Sonne kroch aus dem Meer und ihr
Goldwarmes Gängelband schürte das
Verlangen nach Liebe ohne Leiden und Lügen
Kaum, dass ich noch Kraft für Abschiede finde
Herbstet mir die Stille so bang zwischen
Den Atemzügen ...

… wenn voller Kummer die Blätter fallen

Wind bläst falsche Schwüre übers Land …
Mein Lieb und ich gehen getrennte Wege
Könnt es sein, dass jetzt auch die Zeit zaudert und zagt?
Dass sich mein Lieb nicht mehr nach draußen wagt?
O Wolke und Mond, o Welle, o wilde Flut
Wozu ist langes Getrenntsein gut …
Ach!, wenn 's denn so ist, bleibt mein Lieb eben zu Haus
Ruht sein verschlossenes Herz
In meiner Sommerseel aus: eng verknüpft
Mit meinem Wesen, meiner Art ...
O wie herb und zugleich lustvoll feiert das Leben
Den Tod im Herbst ...

… wenn voller Kummer die Blätter fallen

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