Der Wirt sprach: „Nimm die Botschaft mit,
bring sie zum nächsten Dorf, ich bitt.
Lass Freude dort erschallen.
Die Witwe Telse weint allein,
doch, trauernd muss sie gar nicht sein!
Der Sohn ist nicht gefallen!"
„Nun gut", sprach ich „ein Weg noch, geht.
Ich spute mich, denn es ist spät.
Wo klagt sie um ihr Kinde?"
„Dort durch den Wald, zu rechter Hand,
auf Hügels Mitte liegt ihr Land,
das kleine mit der Linde."
Die Dunkelheit brach schon heran,
als ich noch lief durch feuchten Tann
– die ersten Nebel stiegen
und fuhren mir mit klammer Hand
vom Fuße aufwärts durchs Gewand.
Und alle Tiere schwiegen.
Der Weg gab Antwort mir allein,
sein Seufzen nahm mich völlig ein,
bei jedem meiner Schritte.
Ich bat ihn still um sich'ren Halt.
Mein Hoffen nur: Die Häuser bald
zu seh'n auf Hügels Mitte.
Und kälter ward es, kälter nur!
Und dunkler! Ich verlor die Spur
beim Stand an Weges Scheide.
Wie sagte mir der Wirt im Ort?
Geh links? Geh rechts? 's war alles fort!
Nur das: Den geraden meide.
Ein Stoßgebet, ein In-mich-Hör'n,
Erinnerung herauf beschwör'n
und meine Angst bezwingen …
was mir nicht half und nicht gelang!
Mir fror das Herz, mir war so bang.
Da fiel mir ein, zu singen!
Und ruhiger wurde es in mir.
Ich sang mein Liedchen für und für
auf meinem weiteren Pfade.
Der rechte Weg war's: Mein Entschluss,
ein ahnendes, gefühltes Muss,
und – gottlob – nicht mein Schade.
Denn als ich stolpernd seitwärts fiel,
erblickte ich von fern mein Ziel
– ein Licht durchdrang die Zweige!
Ich rafft' mich auf und eilte hin,
nur mit dem Licht in Aug und Sinn,
bis an des Dorfes Steige.
Wie leicht mein Schritt, wie leicht mein Herz,
als ginge ich grad himmelwärts
dem Paradies entgegen!
Der dunkle Tann – vergessen schon.
Ein Jubelschrei der Mühe Lohn,
und Dankbarkeit ihr Segen.