Panta rhei – alles fließt.
Ein Schatten fließt
durch die Nacht, durch die Hecke,
zu mir unter den Kirschbaum.
Die Menschen nennen ihn „Panther“.
Auch das wird ihm gerecht.
Geschmeidiges Raubtier,
weiches Fell in fließender Bewegung.
Panta rhei – der Schatten gleitet
über den Rasen zum Kirschbaum,
schmiegt sein Gesicht an meines,
legt seinen Kopf in meinen Schoß und schnurrt.
Tiefe Töne, mächtige Schwingungen,
Ich falle hinein in dieses Schnurren
und werde auf unsichtbaren Flügeln
durch fremde Träume getragen.
„Gehört er Ihnen?“ fragen die Leute.
Ich nicke, übernehme Verantwortung
für ausgerissene Pflanzen, Einbrüche, Diebstähle,
und für umgestoßene Wäscheständer.
Panta rhei – alles fließt.
Er kommt und geht. Ohne Gruß
gleitet er durch die Hecke davon.
Ich bleibe zurück mit leeren Armen.
Kommentare
Quasi ein Fließtext, dein Gedicht:
Die Arme leer - sein Inhalt nicht!
LG Axel
Dankeschön lieber Axel.
Ich wollte es auch erst als Fließtext schreiben, aber dann passte es so gut ind das Versmaß und ich mag diese Prosagedichte.
LG, Susanna
Ein schönes Gedicht, das sich von fast allem abhebt, was ich bisher hier gelesen habe - gratuliere!
Für dieses Kompliment sage ich herzlich Dankeschön.
LG, Susanna
Ein Ineinanderfließen zweier Seelen innerhalb der Mensch-Tier Beziehung ist in diesem Gedicht einzigartig festgehalten worden. Darin ist eine Magie, die mich unwillkürlich umfängt. Wahnsinn! Dieser 'Panther', mit all seinen Schwächen und seinem Freiheitsdrang, wird geliebt. Und diese Kraft ist in dieses Gedicht geflossen. Gratuliere.
LG Monika
Als Hundebesitzerin kannst Du sie nachvollziehen, diese Liebe, die man sonst niemanden erklären kann ... Ich freue mich, dass Du sie in meinem Gedicht erkannt hast.
Herzliche Grüße, Susanna