Ein Rosenstrauß

Bild von Willi Grigor
Bibliothek

Vor mir die Rosen, farbig und schlicht,
mein Herz stark berühren, liebkosen.
Sitzend allein im welkenden Licht
hör ich wie die Erinnerung spricht
beim Anblick der duftenden roten Rosen.

Erinnerung kommt, wenn das Tageslicht weicht,
flackernd die Flammen im Ofen tosen.
In den flüchtigen Schatten, dunkel und leicht,
ein Gesicht erscheint, das dem ihren gleicht.
Erinnerung kommt mit dem Duft der Rosen.

Bilder sich zeigen im Rosenduftfeld,
die Ballraum-Schöne in reizenden Posen --
die Frau meiner Träume, nicht käuflich für Geld,
und ich bin der glücklichste Mann der Welt
mit bloß einer Blume aus einem Strauß Rosen.

Nur in Gedanken sie lebt, ich weiß --
sie ruht unter Blumen und Moosen.
Gott nahm sie zu sich, sie starb jung und leis,
ihr Sarg war bedeckt mit Rosen, schneeweiß -
schon immer hat sie gemocht weiße Rosen.

* * *
Es schwinden die Bilder an eine Frau,
der Liebe, der schönen und großen.
Und heut, wenn ich in den Spiegel schau,
seh ich einen Mann, müde und grau,
gebeugt über einen Strauß Rosen.

© Willi Grigor, 2015
Übersetzung von "A Bunch of Roses" des australischen Dichters Andrew Barton "Banjo" Paterson

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: