Das tiefste Glück

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Ein typisch Nebeneinanderleben
heißt, nichts von sich dem andern geben,
denn gäbe man sich selber preis,
liefe die Beziehung heiß.

So krebst ein jeder vor sich hin
und kultiviert den Eigen-Sinn
und tut in seiner Eitelkeit
sich selber noch am meisten leid.

Man wahrt nach außen jeden Schein
und geht nicht aufeinander ein;
des andern Schwachpunkt, den man kennt,
bedient man wachsend vehement.

„Du hast es anders nicht gewollt!“,
wird zähnefletschend dann gegrollt.
Zahlt der’s dir ebenso zurück –
ist das vielleicht das tiefste Glück?

So sehr man auch darüber stöhnt,
man ist den andern ja ... gewöhnt,
denn, was man kennt, das lernt man schätzen
(und kann die Messer weiter wetzen).

© noé/2020

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Kommentare

17. Aug 2020

Der Mensch sei ein "Soziales Wesen":
So manchmal zweifelt man - an Thesen ...

LG Axel

18. Aug 2020

Gestern war Hermann Hesse bei mir. Dem habe ich deine Zeilen über den "Eigen-Sinn" vorgelesen.
Grimmig und böse geworden, rauschte der Vogel ab. Eigensinnig - wie immer.
HG Olaf