An Lida

Bild zeigt Johann Wolfgang von Goethe
von Johann Wolfgang von Goethe

Den Einzigen, Lida, welchen du lieben kannst,
Forderst du ganz für dich, und mit Recht.
Auch ist er einzig dein.
Denn seit ich von dir bin,
Scheint mir des schnellstens Lebens
Lärmende Bewegung
Nur ein leichter Flor, durch den ich deine Gestalt
Immerfort wie in Wolken erblicke:
Sie leuchtet mir freundlich und treu,
Wie durch des Nordlichts bewegliche Strahlen
Ewige Sterne schimmern.

Kommentar, gefunden von Willi Grigor:

In fünf Gedichten hat Goethe die Geliebte mit dem Namen Lida angesprochen. Er hatte diesen Namen im Gedicht „Der Becher“als Decknamen eingeführt, weil sein Gewissen ihm dazu geraten hatte. Am 9. Oktober 1781 schickte er der Geliebten ein Gedicht, dessen erster Vers ursprünglich lautete: „Den einzigen Lotte welchen du lieben kannst“. In Reichardts „Deutsche Gesänge“ von 1788 erscheint statt Lotte der Name Psyche, und in der handschriftlichen Vorlage für die „Schriften“ von 1789 hat Goethe den Namen Lotte durchgestrichen und durch Lida ersetzt und dem Gedicht den Titel „An Lida“ gegeben.

Aus:
WILHELM SOLMS "Das Bild der Geliebten in Goethes Versen an Lida"

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