Bahnhof am Nachmittag, leuchtend hell die lebenden, dunkel
die toten Blicke, das wilde Winken, die letzten Rufer, hier bin
ich, endlich, steig ein, was kommt dann, das Licht des Mittags,
die Schatten des Graus, das Streicheln des Glücks, oder nichts
von dem, was du willst, die falschen, die ehrlichen Tränen,
bereut oder nicht, was gilt, es scheint alles ein Gleichnis zu sein,
der Bahnsteig, das Leben, gesehen werden, anhalten, stolpern,
sich erheben, vergib mir, vergiss mich nicht oder doch, wer weiß,
bis bald, die Unsicherheit des Fühlens, des Denkens, vorletzte
Reisetage, sich haltend zeigend erkennend verbergen, so tun,
als ob, ankommend gehend, fließende Abschiedsgefühle, die
falschen und die ehrlich gemeinten Worte, ich schwöre, melde
mich gleich, oder nie mehr, der Anfang, das Ende gewimmelten
Bunts, ich höre sehe haarige Schwarzgelbbraune mit Zungen
aus aller Welt, ehrliche, falsche Freunde von überall her,
schubsen, schieben klagend, lachend ihr Rollgepäck durch zu
schmale Gänge, einen Platz suchend, der Zug ruckt an, er wiegt,
biegt sich, reden möchte ich, doch die Verkabelten abweisend,
abwesend, nur eine strickende Alte lächelt mich an, auch die
Familie am Vierertisch knuspert Müsliriegel mit Blickkontakt,
mein Leben nimmt Fahrt auf ins Ungewisse, das war’s, bis bald,
bin ich dir, sind wir uns nahe gekommen, das ist die Frage der
Fragen, ich atme tief ein und aus, halte meine Abschiedsaugen
dankend ins schwindende Licht des frühen Abends und beende
jedwedes Grübeln über das Ziel meines unsteten Reisens.
Kommentare
Der Bahnhof ... ein Szenario, das Du vortrefflich und poetisch schilderst, liebe Marie.
Ankunft und Abschied - wie im Leben überhaupt - spielen wohl die größte Rolle.
Und Gefühle - wahre und unechte - eine Bühne, darauf so manche "SchauspielerInnen"
ihr Debüt geben. Dann fährt der Zug ab - einige sind erleichtert - andere wiederum
steigen an der nächsten Haltestelle um und fahren zurück ...
Menschen - sie blicken stumm aus dem Fenster, in Gedanken an das, was Ihnen
widerfahren ist während ihrer Reise, so ging es mir früher ...
Danke, für das gute Gedicht.
Liebe Grüße,
Annelie
Danke für Deinen Zuspruch, liebe Annelie, Bahnhöfe haben immer noch dieses gewisse Etwas, die Mischung verschiedener Gefühle, Sehnsucht, Abschiedsschmerz, Freude des Wiedersehens, die Ungewissheit der Reise, der Bahnhof, die Reise im Zug ist eine gute Methapher für den Lauf unseres Lebens ...
Liebe Grüße - Marie
Duch diese Augen konnt man lesen -
Und ist direkt im Bild gewesen ...
LG Axel
Danke Axel,
die wichtigste Zugfahrt - die Lebenreise,
sie bewältigt ein Jeder auf seine Weise ...
LG Marie
Das ist ein hervorragendes Gedicht, eine Metahper auf die Lebensreise eines Jeden.
Ich füphlte mich sehr angesprochen und berührt. Danke für diese schönen Wort
D.R.
Danke, Detmar, freut mich sehr, dass Du mit dem Gedicht etwas anfangen kannst.
LG Marie
So lebendig, so vielschichtig, so in die Tiefe gehend triffst Du den Nerv des Abschiednehmens. Marie, da schau ich durch Deine poetischen >Abschiedsaugen ins schwindende Licht des frühen Abends.< Einfach klasse!
LG Monika
Danke, liebe Monika, wie immer, wenn Du etwas schreibst, triffst Du mit Deinen Worten den Kern. Ich wünsche Dir und Deiner Hundegefährtin am kommenden sonnigen Wochenende ein fröhliches Spazierengehen im hellgrünen Wald.
Liebe Grüße Marie
Alle Stationen waren dabei –
Stille und auch die mit Geschrei …
Sehr gerne mitgefahren, liebe Marie
Sonnige Grüße zu dir
Soléa
Herzlichen Dank für Deine anerkennenden Worte, liebe Soléa -
ein wunderschönes Wochenende wünsche ich Dir.
Liebe Grüße - Marie
sehr schön geschrieben,
das geht mir ganz tief ins Herz.
LG
ulli
Darüber freue ich mich sehr, lieber Ulli,
liebe Grüße zu Dir zurück
Marie
Bahnhof, Winken, Schatten, Grund,
haltend, zeigend, leuchtend, rot,
endlich, werden, oder, und,
Freude, Anfang, Ende, tot.
Den Augenblick des Lebens zeichnen
Deine Worte klar und hell.
Details die wir doch alle kennen,
vergessen sie jedoch recht schnell.
Deine Worte haben mir Freude bereitet.
LG
Willi
Über Deine anerkennenden Worte freue ich mich ganz besonders, lieber Willi,
danke dafür und liebe Grüße -
Marie