Bin ein sensibles Wesen und kann in Augen lesen, such nach dem Sinn des Lebens – oft auch vergebens; viel Jubel fühlt’ ich und viel Schmerz und blickte tief in manches Herz; noch bin ich nicht verwirrt, doch hab ich oft geirrt; ganz hoch stieg ich und stürzte ab, stand trauernd an so manchem Grab; und auf der Suche nach dem Ich traf ich beim Pilgern dann auf Dich; kein Blick zurück, ich war bereit, du warst mein Glück, Geschenk auf Zeit; Gefühl traf auf Verstand, wir liefen Hand in Hand; es kam dein schweres Leid – ein wahrlich dunkles Kleid – und du gingst du fort an einen Ort, an den ich dir nicht folgen kann, mein wahrlich heiß geliebter Mann; du hast mich ungefragt verlassen, der Gram, er ließ den Tag erblassen; ich konnte nicht verstehen, dass wir uns niemals wieder sehen und schloss mich weinend in mir ein und wollte nur noch einsam sein; doch war mir immer klar, dass nichts so bleibt, wie einst es war; jetzt ist ein Jahr vergangen, ich habe mich gefangen, und ich will nicht verschweigen – tanz meinen Reigen nun allein, das muss so sein; ich wandre tastend, zu selten rastend; ich kenne weder Sinn noch Ziel und weiß genau, es ist ein Spiel mit Ende und keiner Wende; so wie es kam, hab ich’s genommen und bin jetzt endlich angekommen; doch irgendwann in ferner Zeit – wann ist’s so weit? land ich am letzten Ufer an, dann senk ich meine Augen sacht und warte auf die milde Nacht und lasse dankend alles los und weiß – jetzt schließt sich auch mein Kreis; die Seele löst vom Körper sich und fliegt befreit in’s ew’ge Licht - das hoffe, doch ich weiß es nicht …
Geschenk auf Zeit - ein Lebensslam
von Marie Mehrfeld
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- Gedichtform und Thema: Dichtung, Leben
Kommentare
Ja - man muss nicht alles wissen -
Denn sonst wird man leicht - verbissen ...
LG Axel
„Der Tag – niemand weiß, was er gibt, niemand weiß, was er nimmt, erst der Abend lehrt uns, ihn zu begreifen.“ Das fand ich beim Recherchieren, ein Autor war nicht angegeben, ich finde, es passt.
LG Marie
Marie ...
Die Zeit heilt keine Wunden. Aber sei gewiss, die Kanten schleifen sich rund, langsam.
Ich weiß, wovon du sprichst ... und dass es schmerzt.
Liebe *noé*, Zeit heilt zwar keine Wunden, hilft uns aber, den Verlust mit Abstand zu betrachten, so dass die Kanten sich rund schleifen, wie Du so schön sagst … und der Schmerz kehrt schubweise immer wieder zurück. Er gehört jetzt zum Leben dazu.
Marie
Ich weiß ... leider ...
Danke!
Liebe Marie, du bist mir um Jahre mit Wissen und Lebenserfahrung voraus und doch sind auch mir deine Zeilen vertraut. Mit den Jahren häuft sich Leben an und zeigt sich von all seinen guten und schlimmen Seiten.
Hab einen schönen Frühlingstag im Winter,
und ich grüße dich herzlich
Soléa
Liebe Soléa, mag sein, dass ich Dir um ein paar Jahre voraus bin. Das mit der Lebenserfahrung ist eine individuelle Sache, ich kann es nur aus meiner Warte beschreiben, doch der Schmerz um den Tod gehört zu jedem Alter, ich habe als Kind um jeden toten Vogel getrauert, den ich im Garten fand, jeder einzelne von ihnen bekam eine feierliche Beerdigung - sogar mit Gesang und Gebet und einem Kreuz aus Zweigen auf’s Grab. Der Frühling hat sich wieder verkrochen, ist auch gut so, er ist erst später dran. Ich grüße Dich herzlich zurück –
Marie
oh!
LG Alf
merci für's "oh," Alf!
Einen Moment Begrenzungen des Verstandes und Verstehens überwinden und plötzlich dieses Wissen oder Gefühl von "weise werden", persönl.Erfahrungen mit denen aus Philosophie und/oder der Natur in Verbindung setzen, so bin ich dem lyr.Ich in Deinem tiefgreifenden und die Seele berührenden Gedicht gefolgt. Ein wahrhaftiger Lebensslam, großartig. Herzliche Grüße, liebe Marie, schickt Dir Ingeborg
„Mein lyrisches Ich“ – ist eine wunderbare Formulierung, die ich nur von Dir kenne, liebe Ingeborg. Danke für die Erweiterung meines Wortschatzes und überhaupt für Deine freundliche Würdigung meines Gedichtes. Trotz meiner recht langen Lebenswegstrecke fühle ich mich aber immer noch nicht weise. Ich frage, zweifele und suche mit Neugier weiter und grüße Dich sehr herzlich zurück!
Marie
Ja! Das ist ein Slam! Wunderschön, Marie.
Mit jedem Gedicht von dir würde ich noch lieber mit dir auf deinem Fenstersims sitzen...
Liebe alte Dame, du bist so jung geblieben!
Marie, so ist mein Name. Ich war noch nie ‘ne Dame. Raucht’ gern ein Zigarettchen - und trug nie Perlenkettchen. Den Widerspruch fand ich stets gut und dazu fehlte nicht der Mut. Vom Mief hatt’ ich die Nase voll, die 68-iger fand ich toll, heut weiß ich’s ganz genau – bin eine alte Frau, recht groß und auch beweglich, schlank, und leider öfter auch mal krank, noch hab ich einen wachen Geist – und diese Gabe nutz ich meist zum Schreiben hier auf dem Portal. Viel Lob und Ehr’ ist mir egal. Doch schätze ich es, Euch zu lauschen, mich auszutauschen.. Hier darf es locker fließen – das kann ich sehr genießen.Jetzt weißt Du etwas mehr von mir – für Deine Worte dank ich Dir!
Marie
Liebe Marie, ich freu mich über jeden Satz, den du über dich geschrieben hast!
Somit wird bei dir mit dir auf dem Fenstersims sitzen, Füße baumeln lassen, Café und Tee trinken noch gemütlicher bei einem Zigarettchen...:-)))
Deine Texte sind und bleiben verführerisch schön. Sind immer ein gelungenes Sprachperlenspiel !
HG Olaf
Danke - ein gelungenes Sprachperlenspiel, das klingt schön!
HG zurück - Marie
Es liest sich so fesselnd, verbunden mit Worten, von dir auch ganz trefflich, verschiedenster Sorten; mal heftig gewaltig, mal lyrisch und zart, so voll von Gefühl, das du ausdrückst apart; von Lieben und Leiden und auch volll von Frust, wie muss es dich schmerzen, wie schwer dein Verlust; ich möchte dich nehmen und einfach nur drücken und ganz liebe Worte vom Himmel dir pflücken; im Ausdruck so stark, es ist dir gelungen, beim Lesen gar selbst mit den Tränen gerungen; ich habe probiert erstmals so zu schreiben um dir nur zu sagen: ich kann dich sehr leiden.
WOW es hat mich total berührt liebe Marie, ich habe soetwas noch nie gemacht aber es begeistert mich diese Art zu Schreiben total - chapeau und danke fürs Teilen und deine Offenheit hier!
Herzlich liebe Grüße - Uschi
Liebe Uschi, zwar haben wir heute schon den 10. März, doch ich las Dein geniales Rückgedicht eben erst und danke Dir sehr herzlich dafür!
Sehr liebe Grüße - Marie
Echt jetzt und ich dachte schon ich hätte mich bis auf die Knochen blamiert liebe Marie, war ja mein erster Versuch diesbezüglich ;-) ach wie ich mich freue!
Liebe Grüße zu dir - Uschi