La Paloma

Bild von Horst Fleitmann
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Wer's hat, dieses Erfinderblut,
der wird geehrt, bekannt und reich,
vorausgesetzt dass er mit Mut
Geplantes umsetzt, möglichst gleich.
Fritz Henkel war ein solcher Mann.
Er hat den Menschen neu erfunden.
An dem war nah'zu alles dran,
erdacht hat er ihn in zwei Stunden.

Am Anfang stand zuerst ein Plan,
mit patentiertem Bauverfahren.
Fritz Henkel baute und bot an:
Kunstmenschen. Bei Geburt erfahren,
entwickelt, ausgebildet, klug,
in jeder Farbe und Geschlecht.
Die Auswahl schien mehr als genug.
Henkel war'n Sonderwünsche recht.

Wer Söhne brauchte, promoviert,
musste Fritz Henkel nur kurz fragen.
Er lieferte sie garantiert
in allerhöchstens ein, zwei Tagen.
Auch Mütter, Väter, Onkel, Tanten,
waren in Henkels Angeboten.
Im Grunde alle Anverwandten.
Man zahlte cash, in Euro-Noten.

Nur manchmal kam es zu Problemen:
Bei Schwiegermüttern zeigte sich
sie wollte niemand übernehmen -
für das Geschäft nicht zuträglich.
Bekannt zudem war weit und breit,
was für den Umsatz ziemlich schlecht:
Die unbegrenzte Haltbarkeit.
Der Kunstmensch war nicht lebensecht.

So stellte Henkel irgendwann
die Produktion des Menschen ein
und schlug die Restbestände dann
in seinem Keller kurz und klein.
Nun zeigte sich, was sehr fatal,
dass eines dieser Exemplare
(es war gemarkt als 3. Wahl,
im Grunde also Ausschussware),

dennoch in den Verkauf geriet.
Es lebt, bislang noch unerkannt,
(was gar nicht selten hier geschieht),
in irgendeinem Bundesland.
Fritz Henkel sah den Fehler ein.
Sein Kunstmensch war nicht ausgereift.
Jetzt tüftelt er an einem Schwein,
das rückwärts La Paloma pfeift.

© Horst Fleitmann 2020

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Kommentare

25. Nov 2020

Paloma heißt auch meine Oma !
HG Olaf