Levitation

Bild von Dirk Tilsner
Bibliothek

das ist er der Moment wenn aus dem Bodenlosen unverhofft ein
Echo tönt / zunächst eher Ahnung, gleich dem Aufprall einer Feder
auf den Stein / darauf ein Knistern, Knirschen, Knacken aus dem Fest-
gefrorenen bricht etwas aus, ein vager Schemen ohne Namen

schon tastest du nach einem Seil / alles abgenutzt und ausgefranst – das
KANN nicht halten! / also selbst gespleißt: als erstes Fasern mit der
Zunge zwirbeln, altes Wortwerk neu verkordeln, quer verleinen,
Sinn verwirbeln, neo-logisch Laute bordeln, „Seele“ meinen

nun setzt du an: das neue Seil hängt noch schlaff und will beschworen
werden die Gestirne im Verborgenen des Nebels / freier Fall in seine
Singularitäten / die pulsieren bis das Plasma platzt – Oh, die Parabel passt!
in deiner Trance peitscht sie von einem Nerv zum anderen

du spürst die Kraft die alles strafft sich endlich mühelos / es hebt sich
aus und strebt hinan / bald zerrt es wie ein Segel im Orkan / es ächzt
und kreischt wie eine ganze Takelage … schließlich reißt! / DAS ist er
der Moment: es steigt und steigt, du KANNST es nicht mehr halten

Interne Verweise

Kommentare

22. Nov 2020

Frau Krause eher selten schwebt -
Da sie sehr schwer am Boden klebt ...

LG Axel

23. Nov 2020

Die Krause meint: wer trinkt, der lebt.
Ich ruf ihr zu: wer schreibt, der schwebt!

LG
Dirk

23. Nov 2020

Bist auch du ein Teil von jener Kraft, die gelegentlich BÖSES denkt, doch schreibend GUTES schafft ?
HG Olaf

23. Nov 2020

Hallo Olaf

Ich würde das gern so zusammenfassen:

Ich bin der Narr, der gerne lacht,
ein weiches Ei, das heimlich weint,
der, wenn er mal 'was Böses macht,
erschrickt - Das war doch gut gemeint!
Er glaubt an Ringelnatz und Ror
(den Wolf), so reimt er mit Humor.
Träumt er jedoch von Gottfried Benn,
dann schwebt er voll im Dichtungs-Zen.

LG
Dirk