Phantastereien über Neujahr

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Wie die Schleier von mir fallen, versuch ich nicht mehr zu gefallen mit anerkannten Eitelkeiten. Dabei ist „Liebsein“ so gefährlich, noch schlimmer als ehrlich zu erklären: „Ich bin ich und schwebe oft in andren Sphären.“ Im Ernst, wie Zuversicht, wird Freundlichkeit oft gleich gemacht mit Narretei und der Schwäche des Gemüts, sogar der Verstandesfunktionen. „Wer wird wohl in deinem Oberstübchen wohnen und da mit Tassen um sich schmeißen?“ Mit fast 40 Jahren Praxis im Freundlich sein, kann ich sagen, trotz aller damit verbundenen Widrigkeiten, lohnt es sich oftmals verbale Streicheleinheiten zu wagen.

Welch Schmach, dass uns noch die Psychopathen stolz regieren. Mit Floskeln Tag für Tag die Welt umrunden. Wo sind hier die leeren Stunden, die Gefühl verheißen. Sie bräuchten sie wohl am Meisten. Mit Phantastereien will ich daher nun um mich schmeißen. Einfühlungsvermögen sollten heute alle Leute überall studieren. Wer das in Kindheit nicht gelernt, hat doch noch Chancen es zu tun, in Suppenküchen oder bei „Rette ein Huhn!“

Wer will denn noch ganz hoch Hinaus? Die Luft wird dünn da oben und so ganz allein gefällt der Schmaus doch auch nicht, oder? Ruft mir einen Anwalt, bevor ich es hier noch weiter treibe. Das Gebot der Stunde lautet: „Vergesst alle Gebote und fühlt die Schmerzen dieser Welt!“ Wer dass noch aushält, ist doch eher krank, als jeder Insasse einer Heilanstalt. Öffnet deren Tore und heraus spazieren, Tore, die niemanden regieren wollten. Menschen die lieber Sind als sich übers Haben zu erklären. Menschen, die gedacht haben ohne Geländer. Menschen aus traumhaften Ländern. Menschen, die erfahren haben, wie es ist, sich an Erfahrungen zu stoßen aber auch zu laben.

Wo aus Gedanken, Worte wachsen, wo erwünschte Welten sich begreifen, wo an den Bäumen die Früchte für uns alle reifen und wo belohnt wird, wer an sich wachsen will, da bleiben endlich die Zorneswaffen still. Ich will nicht mehr warten auf das utopische Morgen, will mir zuversichtlich heute schon die Werkzeuge borgen und fragen und erlernen, wie sie zu benutzen sind. Mit Liebe und Vertrauen will ich sie gebrauchen wie ein Kind.

Lasst mich nun ruhig schlafen auf Netzen, gesponnen aus freundlichen Taten, um Kraft zu tanken für den folgenden Jahreskreis. Währenddessen sticht die Zeit in See mit mächtigen Segeln. Gegen den Bug schlagen die Wellen der Veränderung und auch der Wind der Geschichte treibt sein Spiel mit allen Dingen. Auf diesem Schiff gibt nur der Blick nach Innen Wahrheit preis. Wie ich mit Sicherheit weiß, wird alles Gut, wenn wir nur Gutem helfen beim Gelingen.

1.1.2020 Johanna Blau

Hörbuch:

Sprecherin: Johanna Blau, am 7.3.2020

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Kommentare

01. Jan 2020

Das Sein ist besser als das Haben -
Das Haben sollte man begraben ...

LG Axel

02. Jan 2020

Dem Haben geht es an den Kragen, sobald das Sein die Menschen ausfüllt. Fromm hörten wir das sagen, und es hat sich so gut an gefühlt. Liebe Grüße Axel und dir ein Gesundes Neues Jahr, Johanna

02. Jan 2020

Hoi!
Hervorragend, wollte ich sagen!
LG Uwe

02. Jan 2020

Ui, vielen Dank lieber Uwe. Dir noch ein gesundes Neues Jahr. Liebe Grüße, Johanna.

03. Jan 2020

Sehr gerne gelesen !
Herzliche Grüße,
Aufgrund der Geburt
ist der eine ein König,
der andere ein Bettler.
Der Zufall schuf diesen Unterschied.
Nur der Geist kann alles ändern.
HG Olaf

05. Jan 2020

Danke Olaf, das freut mich sehr. Die Ungerechtigkeiten dieser Welt schaffen viele Ungereimtheiten unseres Lebens. Was oft fehlt, ist die Einsicht, dass wir alle ebenbürtig sind. Oben und Unten konstruiert nur, der der viel zu verlieren glaubt, wenn andere "seinen Platz beanspruchen". Dabei ist es das Vertrauen in sich selbst und andere, was uns gelassen werden lässt und mit dieser Gelassenheit findet sich der Lebensweg einfacher. Der Geist ist es also, um den wir uns kümmern müssen, da stimme ich dir voll und ganz zu.
Liebe Grüße, Johanna und danke für deinen Kommentar. :)