Wer klopft denn da an meine Seelentür?

Bild von Alf Glocker
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Ausgebreitete Schwingen! Jemand treibt sich im Haus herum! Die Geister der Zukunft haben die Lichtmauer durchbrochen und begegnen in meinem Herzen den Geistern der Vergangenheit. Überhall höre ich Klopfzeichen. Meine Eltern stehen mir im Hausflur gegenüber. Sie winken. Ich schreie! Nein, meine Seele schreit auf. Sie hat mich erkannt – ich bin die Verschwörung gegen mich selbst. Mit meinem anderen Ich sind verbündet: die Rachsucht der Zeit, das Elend des Schicksals und der Drachengott!

Den habe ich schon vor einer halben Unendlichkeit getroffen. Ich sagte damals: „Tut das nicht, es ist gefährlich!“ Aber die Teufelsengel haben mir widersprochen. „Wenn du dich jetzt einmischst, dann tritt die Vernunft über die Ufer und nichts geht mehr den natürlichen Weg!“ Mein Argument „Wer mich verhindert, verlässt den natürlichen Weg“, wurde in den Wind geschlagen. Daraufhin verging Chance um Chance.

Als schließlich doch das vereinzelt noch auftretende Gute künstlich gesiegt hatte, indem es den Menschen, so wie er war, von der Bildfläche verschwinden ließ, weil „Das Gute“ künstlich in die vertrackten Hirne implantiert worden war, aalte sich eine neue Generation im Zwielicht ihrer missratenen Entwicklung. Mich hatte man längst vergessen! Doch dann kochte das Universum! Es war das Universum des Geistes, welches aufbegehrte, um sich zu sagen: „Wir befanden uns in einem Irrtum!“

Wer alles treiben lässt, der erreicht nur, daß sich das Schicksal nicht anders als mit Krücken zu helfen weiß. Und die angewandte Idiotie errichtet eine Scheinherrschaft im Atlantis der Weisen, wo sie sich selber vormacht, daß sie die beste aller Lösungen war. Niemand darf dem Unheil ins Handwerk pfuschen, denn es ist der Motor des Fortschritts. Nur das Unheil vermag es, das Lebendige aufzurütteln und in die Sackgasse seines Stolzes zu überführen. Dies sind die Wahlsprüche der Unterdrückung freier Seelen.

Aber dann kam eine Delegation der gescheiterten Obergescheiten zu mir, in mein Refugium, weitab der Realität, und rüttelte an meiner Geborgenheit. Es steht dir nicht zu, im Nichts zu verweilen, wenn du das bremsen kannst, was wir laufen ließen. „Ich habe Angst vor dem Tod!“ erwiderte ich, aber wieder ließ man nichts gelten. Ein Ersatzleben schlug man mir vor, eines, das nie stattgefunden hatte und jetzt nachgeholt werden sollte - und ich erschrak.

Ich erschrak, wie ich jetzt erschrecke, wo ich auf meiner Strecke zwischen den Dimensionen hause und ich grause, mir graust es vor euch, vor mir, vor dem Drachengott und vor den Teufelsengeln, die immer alles besser gewusst haben. Deshalb soll ich jetzt als das Böse angesehen werden, weil alles schon passiert ist und niemand mehr umdenken kann? Die Erde gerät ins Wanken – alles stürzt ein! Über wem stürzt es zusammen? Über niemand anderem als dem, der die Geister der Zukunft dabei ertappt hat, daß sie die Lichtmauer durchbrochen haben. Und nun höre ich ihre Klopfzeichen!

*

Wer klopft denn da?

Poch, poch, poch, wer klopft denn da?
Seid ihre Verstorbene, dann stellt euch vor!
„Wir sind die Ungeborenen aus deiner Sicht!“
„Und warum steht ihr drohend da?“
„Wir kommen aus dem Zeitentor -
du spürst uns, doch du siehst uns nicht!“

„Nur wenn du träumst kannst du in Trance
mit denen sprechen, die dich riefen!“
„Wenn es euch gibt, bin ich nicht hier,
ich bin tot, niemals geboren, welche Chance
gebt ihr mir da? Die Geister schliefen -
als ich bereit war fürs Geschirr!“

„Mit mir als Zugpferd wär's gelungen,
die Wesen rein und klar zu machen!
Doch damals blieben Kräfte ungebraucht!
Das Schicksal hat der Urwelt aufgezwungen
sich zu benehmen wie ein Drachen!
Mich hat es nicht in jenes Licht getaucht:

das nun hervortritt und zurück in eine Zeit,
in der nichts vorkam, was die Rettung brachte.
Man blieb beim Weg der irren Unvernunft!“
Auf einmal wird man noch gescheit,
man findet ihn, den, welcher dachte,
und hofft auf eine echte Wiederkunft!

Dies kann so nur im Zwischenreich geschehen,
wo alles möglich ist: die Umkehr aus der Not!
Dann werden Wirklichkeiten neu entdeckt!
Jedoch muss alle Angst die Nüstern blähen -
und vor den Augen steht alltäglich: Tod!
Ja, und der Teufel ist stets im Detail versteckt.

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Kommentare

23. Nov 2016

Zu mir sich nie ein Dämon traut -
Weil dem es vor der Krause graut ...

LG Axel

24. Nov 2016

wer weiß, wer weiß?!

Vielen Dank lb Fr.

LG Alf