Der Fluss liegt noch im Dunkel eines frühen Morgens. Die Sonne hat sein Bett noch nicht erreicht. Ein Mensch hat seines schon verlassen. Jetzt, wo er seiner eitlen Wege schleicht, befällt ihn eine Ahnung und er stutzt. Was ist es, das mich da begleitet wie ein Schatten? Werde ich beobachtet, oder kann ich meine eignen Schritte nicht verstehen? Ich werde in die Zukunft gehen.
Zuerst ist dieses Gefühl noch ausgesprochen vage. Es wird bei jeder Gelegenheit zärtlich übertüncht, denn die Hoffnung spannt ihren gold’nen Regenbogen, an dessen Ende ein Topf voll Fragezeichen steht: Wie es wohl weitergeht? „Ich werde mich in meine Kräfte fassen und alles aufzubieten wissen was nur geht. So blicke ich vertrauensvoll in eine Zeit voraus, die keiner kennt und doch ein jeder weiß, was er von ihr zu halten hat … in seinem tiefsten Innern!
Noch glaubt man nicht, was dieses zu bedeuten hat, daß man doch ahnt, was man nicht wissen kann. Ist da ein Ziel, das einer hat, der uns nur einfach einplant, ohne an das Glück zu denken? Oder ist es bereits Glück zu sein, ob man es gut hat, oder nicht? Wer führt die arme Seele hier ins Licht und doch dahinter? Schwer zu verstehen sind die Fakten, wenn man Hormonen unterliegt. Wir sind von der Chemie geregelt, die jedes Fleisch bewegt, es froh sein lässt, auch wenn ihm Stürme drohen.
Der Mensch bedenkt dies Eigenleben nicht, das wild in seinen Adern braust, um insgesamt, mit all den andern Kreaturen, den Strom zu bilden, den man leichthin „Geschichte“ nennt. Nur einer Ahnung wegen kehrt doch niemand um, um sich bedeutsam anzuschauen, was schon zurückliegt und welch ein Schicksal dem zugrunde lag – da niemand gerne an ein Leben glaubt, das er nicht selbst bestimmen kann. Denn manche können es – so scheint es nur!
Die größte Unsicherheit, aber auch die größte „Realität“ des Lebens wird spürbar, wenn die Seele Augenblicksquartiere betritt, die sie am liebsten sogar übergangen hätte, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken … klar! Dann nämlich kommt man nicht ins Denken, da man sich darum schnell kümmern muss, ihn zu beseitigen: den Verdruss, den man im Übermut vergisst, obwohl man doch mit anderen Maßstäben misst. Dies sind die Gitterstäbe der Zerstreuung … Selbstbetreuung!
Wenn es uns gut geht, dann ist sie existent: die Freiheit, zu empfinden, was man Ängste nennt, die frech im Unbewussten hausen, wo sich sonst doch nur die Affen lausen. Wenn wir belastet mit Problemen sind, die, heftig, auch ans Eingemachte gehen, dann lassen wir uns von der Angst nicht lähmen, schon gar nicht von einer, die wir auf Anhieb nicht verstehen. Denn die berechtigte Angst ist jene vor dem Tod, und, daß zwischen ihm und der Geburt womöglich gar nicht viel gewesen ist.
Woher das kommt und warum wir plötzlich leiden, sobald uns jeder angenomm’ne Sinn entgleitet, das mag der Teufel vielleicht wissen, der ja von Anfang an auf alles lauert, an dem sich unsre Blicke weiden – um das der Mensch mit Eifer streitet. Auf jeden Fall juckt ständig so eine Art „Unwohlsein“, genauer, eine Abscheu vor dem Zeitablauf? Ja, der Horizont unsres Wachzustandes ist vor Schreck geweitet, denn der Weise rechnet ständig damit: Es hört auf einmal alles auf!
Und dann? Dann habe ich gehofft und mich bemüht, damit bald etwas eintritt, das man die „Erfüllung“ nennt … doch was das ist, das kann – im Rückblick – nur der Idiot erkennen, der weder Fragen stellt, noch einen Anspruch darauf hat, daß dieses Universum „sinnvoll“ ist … glücklich ist, wer vergisst (Johann Strauss, „Die Fledermaus"), denn zu ändern ist das Dasein nicht. Wir streben immer nur die nächste Ära an! Und in der Gegenwart, ja, in der Gegenwart ist nichts als lediglich ein Vakuum!