Seiten
ein.
Ehrgeizige, hochmütige Zwiesprache mit einem Blatt Papier. Dieses Blatt bewahrt mehr als ein Mensch, der das Wort so schnell in den Wind bläst, als es in sein Ohr dringt. Der Ehrgeiz ist auf diesem Blatt Papier besser aufgehoben als im Gehirn des Gesprächspartners.
Als poeta laureatus zwar pathetischen Applaus erwarten, doch die wahre Süße bleibt derart für immer vorenthalten. So buhlt der reine Geist nur um den Pöbel und hebt sich selbst aus den Angeln.
76
Die Entwicklung schreitet voran, durchbricht die kalkigen Schalen, zieht einen Kreis nach dem anderen. Ich habe lange versucht, die Risse nicht zu bemerken und daß keiner sie sehe, und habe schließlich doch mit gewaltiger Wut das unzuverlässige Gehäuse zerbrochen.
Das steht jetzt in jedem Bezirk immer wieder bevor. Die größten Beteuerer des Glaubens sind die schlimmsten. Ein Heer von Durchdringern bewegt sich mitleidlos dahin.
Eitel ist alles und verbraucht nur sinnlos Energie, erhöht die Entropie. Der zappelnde Fisch wird das nicht ändern.
Macht, was ihr wollt, es hilft nicht. Lauft in die offenen Messer, lauft in die Kugeln. Sterben, sonst nichts. Die Träume begründen nur neue Qual.
Bewegungen ohne Bedeutung. Verschüttet im stillgelegten Stollen irres Rudern mit Armen und Beinen. Rufe mit rasselndem Getöse im unendlichen Haufen schallschluckenden Materials. Sehnsüchte als schlaflose Pein im stummen Beton. Die Bewegungen bestätigen die Einsamkeit.
Mit Arbeit Existenzberechtigung nachweisen. Den Funktionären nicht entgehen können, vielmehr betteln, den Cleveren die Frohn verrichten zu dürfen, und das auch noch ohne Lohn, nur der Menschenwürde willen.
Der sich nicht beugt, kommt ins Nichts, als Düngemittel für die nächste Generation oder als Kunststoff einer flunschigen Handtasche. Das quält sich als Teil eines vorgespiegelten Hirns.
Opium Sehnsucht. Reale Tat dennoch vollkommen ohne. Jede Tat vergiftet die Geliebten.
Sorgen macht das nur schlimmer. Unbekümmertheit bestätigt, was ist. Nämlich belanglos. Alles verhängnisgezeichnet. Doch auch Untätigkeit ist Sünde.
Gewissensqual als Mittel zur Herrschaft, aber ohne Gewissen noch sicherer vernichtet. Gutes macht Qualen und bewirkt bestenfalls gar nichts.
Gott und Weltseele gibt auch hinter der Sinnlosigkeit keinen Sinn. Der kosmische Mechanismus läuft unabhängig als fallender Stein durch die Felswand. Die Entropie bestätigt den irreversiblen Gang des Denkens.
Ob Fluch oder heiliges Amen ist ohne Bedeutung. Der Wortgehalt der Stimmbänder verändert nicht die Lage.
77
Der Heftigkeit des Krieges folgt Lethargie, sie führt eher zur Aufrechterhaltung einer kristallinen Struktur, als zur einebnenden Verbrüderung.
Nichts tun ist dem Hauptsatz schizophrener Stillstand, ein infantil ewiges Leben. Beharren gegen die Natur. Die Verzweiflung weiß nicht, was hinter der halsschlagader-flatternden Qual liegt, wenn nur der Zuwachs aus Tat und Theorie gleich ist. Sonst ist es entropisch weiterhin vollkommen sinnlos.
Der sich vom sechsten Stock stürzt, will der Molekularbewegung Einhalt gebieten, will mit Kinderhand die Wirklichkeit dämmen.
Sich nicht mit Benzin zünden und nicht vom sechsten Stock, nicht alles werfen und lieber gleich gar nicht. Nerven halten und nicht entäußern. Im Kampf ist auch der Gegner im Streß. Brennt er einen Augenblick früher, hast du es geschafft.
Hinter der Hoffnungslosigkeit schlägt Quantität in Qualität. Auf Feindes Seite tatsächlich Feind. Hinter der Maske tatsächlich brutal. Sich nicht dem Getäuschten anvertrauen.
Meinung ist wirklich anders. Darüber hinweg Haltung bewahren. Nicht alles hinwerfen. Sie reiben sich schon die Hände.
78
Ich quäle dich für das Paradies, denn du verachtest es. Wer weiß schon, wohin? Schließlich fällt der kindliche Schaum von der Haut, springt das Pathos ab wie Lack.
Schön war die pathetische Zeit. Jetzt kommt keine Antwort mehr.
Alles Angst. Hinter der Welt riesige Tücher. Häuser voll Angst. Den schlafenden Kopf auf den Steinboden schmettern.
Endlich klar, nie mehr Sauerstoff für die Fahrt. Nur die Träume brannten in den Tüchern. Fürs Leben zwar ohne Wert, doch es gab eine Sprache. Mein Wort hat niemanden erreicht.
Es wurden Unredlichkeiten nachgewiesen, doch sie waren nur zur vorkommunikativen Selbstklärung brauchbar. Ein Anspruch daraus ist peinlich. Schande darüber und Scham.
Ohne Träume ist da nichts als ein Sack voll Wind in den Tüchern. Schreiben als Überschätzung. Einfach nicht in den Wasserfall gelangen. Nicht einmal in der Ferne rauscht der Fluß.
Bis zum Bauch im Sand seines Bettes, das schon seit Jahrmillionen kein Wasser mehr führt. Nur magnetisches Wasser der Träume.
Was hab ich denn Schreckliches getan? Versteinerte Kopfhaut, überm eisernen Gedärm eine flache Atmung. Ohne Wasser muß ich sterben. Steintrockene Beulen der Angst. Und es wehen die Tücher. Jeder merkt es, kann keinem mehr etwas vormachen.
Blanke Angst im Scheitel. Unter der Keule der Herrschaft. Du mußt die Keule entreißen. Sie übergeben sie nicht, sehen dich als Konkurrent. Ohne Leistungsfähigkeit versinkt deine Welt.
Im Turm der Sorgen eine erzlose Einzelhaft. Das Gesicht ist klein, der Erschöpfung keine Sekunde mehr. Tag und Nacht das Entsetzen erwarten. Im Schüttelfeuer der Gliedmaßen das Potential. Körpereng sind die Mauern der Macht.
Schlaflos gestern, vorgestern, vergangene Woche. Monate, Jahre.
Aluminiumgeschmack und wissen, es kommt wieder. Kein Leben mehr. Jahrzehnte das kaputte Hirn im Turm. Voll Scham auf die Hilfe der Grausamen verwiesen.
Der Traum im rasenden Herzen. Eingeschlossen, eingegossen, ohnmächtig erstarrt. Die Herrscher genießen den Wahnsinn der Versenkten. Ihre Trophäen enthüllen die Natur.
Sehnsucht nach grundlegender Veränderung. Krank im Bedürfnis der Existenz. Es sind ja nur zehn Zentimeter Beton zwischen dem Glück, dem Vertrauen, dem Verständnis. In den anderen Raum gehen und alles ist plötzlich ganz leicht. Raus aus der Innerlichung der ökonomischen Verhältnisse.
Es trügt, ohne Abhängigkeit sei alles wunderbar und Raum in der kleinsten Hütte. Bürgerliche Ideologen verblasen die atomisierten Massen. Nicht den Lieben anlasten, was wir draußen verschleiern und innen zerstören.
79
Die Landschaft hat schon oft gerettet. Süße Sehnsucht im Laub der Sandgebirge. Mutlos, den Menschen zu zeigen. In den Hügeln die Vereinigung der Seelen und Blicke. Im alpinen Stein die Einsamkeit. Weit in die Landschaft geschrien.
Recht auf Gesundheit. Von biologischer Lösung und Mikroorganismen umflossen. Hundert Meter Tiefe unter dem Schwimmer.
Oberfläche Rinde, Holz, Erde, Wasser, Stein, Gras, Haus. Bauer und Tier im süßen Land. Natur, mein Pfad zum Liebesobjekt, mein Weg zum Gehöft. Und über die Äcker.
Mit Entsetzen den Verfall verfolgen. Das Gesicht verändert, die Haut ist schlaff und Zähne fallen aus. Die Haare bleich, der Blick ist stumpf, die Gestalt zerstört. Ein Meer des Abschieds.
Körper und Geist des frühen Menschen bestimmten noch die Menschheit. Doch schon nach dem ersten Monat breitet es sich von Tag zu Tag. Wer soll sich ernst nehmen, wenn die Wirklichkeit Phantasterei zeiht, Gewißheit, daß