Gruß aus dem Himmel

Bild von Anita Zöhrer
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In meinem Dienst als Krankenschwester lerne ich dich kennen. Deine freche Art gefällt mir. Wir verabreden uns, ein kleines Geheimnis willst du mir anvertrauen.

Alles hätte ich erwartet, nur nicht, dass du an illegalen Autorennen teilnimmst. Bei weitem bist du der Schnellste unter deinen Mitstreitern. Ich bin beeindruckt. Einen Draufgänger mit dir an meiner Seite zu haben, erfüllt mich mit Stolz.

Eine goldene Nase verdienst du dir mit deinen Siegen. Doch, ob sie ihre Schattenseiten wirklich wert sind? Ich bezweifle es immer mehr.

Die Polizei ist dir auf der Spur und wartet darauf, dass du einen Fehler begehst. Und selbst deine Konkurrenten, deine scheinbaren Kameraden, versuchen, dich durch Manipulationen an deinem Auto aus dem Verkehr ziehen.

Von Unfall zu Unfall wächst meine Angst um dich. Du hingegen nimmst es gelassen. Ich solle mir nicht solche Sorgen machen, beschwerst du dich eines Abends und überdrehst deine Augen. Dir passiere schon nichts, immerhin bist du ja der Beste unter den Fahrern. Nichtsdestotrotz schwant mir Übles. Ich flehe dich an, zu bleiben. Ein Kuss zum Abschied ist deine Antwort und verschwunden bist du. Auf und davon zu deinem nächsten Rennen.

Am nächsten Tag mache ich einen Spaziergang, um mich abzulenken. Vergebens warte ich auf deinen Anruf. Ein abgerissener Ast von einem blühenden Flieder weht mir vor die Füße. Ich bleibe stehen und hebe ihn auf. Wie dein Ausflug geendet hat, muss ich erst gar nicht in Erfahrung bringen, um zu wissen: Noch einen letzten Gruß aus dem Himmel schickst du mir.

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