Der Eber und die Esche

Bild von Anita Zöhrer
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Vor vielen hunderten von Jahren lebte eine Esche, die sehr einsam war. Keine anderen Bäume außer sie gab es weit und breit. Nur eine Schweinsherde umringte sie Tag für Tag.

Oft bemühte sich die Esche, mit den Schweinen in Kontakt zu treten. So gut es ging, beugte sie sich zu ihnen herab und strich ihnen mit ihren Zweigen und Blättern über ihre Köpfe und ihren Rücken. Doch die Schweine beachteten sie nicht, fühlten sich höchstens genervt von ihren Annäherungsversuchen und suchten das Weite.

Wie eine Trauerweide ließ die Esche ihre Äste hängen und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass endlich ein Sturm sie ausriss. Warum sie nicht so wie die meisten ihrer Artgenossen in einem Wald stehen durfte, verstand sie nicht. Sie wollte nicht weiter existieren, solange sie nicht Gesellschaft welcher Art auch immer bekam.

Es war mitten in einem heißen Sommer, als die Schweineherde Zuwachs durch einen Eber erhielt. Sogleich dieser die Esche sah, fand er Gefallen an ihr und wich kaum noch von ihrer Seite. Die Esche war sehr angetan von seiner Zuwendung und strotzte schon bald wieder vor Energie.

Der Schweinebauer, der dies beobachtete, verlieh der Esche am Ende des Sommers den Namen „Eberesche“. Denn sein Eber war es gewesen, der die Esche neue Lebensfreude geschenkt hatte.