Metamorphosen

Bild von Zoray
Bibliothek

Untertriebe längst
und einander seltsam ernst
im Zartfallenden

Zu Schimmer bestimmt
fernes Scheiden leckt am See
berauscht durch Süße

Blumig brechender
Mondschein im fliehenden Bild
wortloses Sterben

zu wahren Raureif
Graukräuselnd die Schöne wie
Scherben geblieben

wider das Winden
gefräßiger Nachtfeuer
verwaisende Zeit

Sorgloses Tschilpen
vereint in huschendem Hang
nur Zartwallendes

Interne Verweise

Kommentare

03. Okt 2018

Verwaisende Zeit...

Unsere Zeit.
Dein Gedicht gilt ja gar weniger dem Herbst, als unserem wortlosen Sterben, auch dein Foto zeigt durchaus eine untergehende Sonne - oder einen Atomschlag.
Und dann aber dein wunderbares Besingen:
"zu wahren Raureif
Graukräuselnd die Schöne wie
Scherben geblieben."

Immer steckt, interessant wie im Leben, sich Ausschließendes - und als Widerborst - sich zutiefst umschlingend sich Einschließendes in deinen Gedichten.
Meine Gefühle ähneln denen, wenn ich eine Sinfonie von Dimitri Schostakovitsch höre...

04. Okt 2018

Hallo Uwe,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar!!! Schostakovitsch werde ich mir einmal in Ruhe versuchen zu erhören..

Es ist durchaus nur eine untergehende Sonne im Sauerland, so aufgenommen auf einer sich bis zum Abend dehnenden Wanderung ;), die aber die Anzeichen von Veränderungen so gut in sich birgt, die gnadenlos Scheinende, die auch diesen Herbst zu einer so warm-trockenen Zeit macht, man möchte meinen, dass wir Menschen so vieles zu Scherben schlagen, die Frage, wie die Um-Welt darauf reagiert - bleibt unbeantwortet, ebenso die Frage, ob wir uns damit wohl unser eigenes Grab graben, daneben aber immer wieder diese Ahnung eines Unendlichen, eines Bleibenden - zumindest bis die Sonne uns irgendwann verschlingen wird ;) - zugleich geht es aber auch um Persönliches, um ein Abschiednehmen im Gewärtigen, im Überschwang von Gefühlen, das macht wohl die Vielschichtigkeit aus - und die Widersprüchlichkeit - just das Leben, das sich sträubt, sich beschreiben zu lassen mit vor seinem Facettentum nur armseligen Ausdrucksmöglichkeiten (auch das spiegelt das Bild - hoffe ich)

LG Yvonne

03. Okt 2018

Wunderschön, liebe Yvonne. Das sind Haiku(s), absolut nach meinem Geschmack. Kann sein, dass ich in den nächsten Tagen hier nicht anwesend sein werde. Habe mich in den letzten Wochen sehr verausgabt, was das Schreiben anlangt. Also, nicht böse sein. Wunderschön ist auch das Foto.

Liebe Grüße,
Annelie

04. Okt 2018

Liebe Annelie, ich danke dir!

"Um Himmels Willen"
Böse sein, das könnt ich nicht!
Freut mich auch jeder Kommentar
unter dem Gedicht, doch ist
Ruhe Auszeit auch so wichtig,
genieße sie:

Die Tiefe atmend
Stille im Gewaltigen
ohne Direktiven!

LG Yvonne