In Vaters Garten heimlich steht
Ein Blümchen traurig und bleich;
Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
Die bleiche Blume schaut
Wie eine kranke Braut.
Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
Lieb Brüderchen, pflücke mich!
Zu Blümchen sprech ich: Das thu’ ich nicht,
Ich pflücke nimmermehr dich;
Ich such’ mit Müh und Noth
Die Blume purpurroth.
Bleich Blümchen spricht: Such’ hin, such’ her,
Bis an deinen kühlen Tod,
Du suchst umsonst, find’st nimmermehr
Die Blume purpurroth;
Mich aber pflücken thu’,
Ich bin so krank wie du.
So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr, –
Da zag’ ich, und pflück’ ich es schnell.
Und plötzlich blutet mein Herze nicht mehr,
Mein inneres Auge wird hell.
In meine wunde Brust
Kommt stille Engellust.
Kommentare
Die weiße Blume und Heine
kamen beide schnell ins Reine.
Ein lieblich Text mich
fast verhext.
Gruß an alle Heine-Leser,
Volker Harmgardt