Du hängst an der Nadel

Bild von Susanna Ka
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Du hängst an der Nadel,
mit eingefallenen Wangen
und trüben Augen.
Müde von Kampf.

Infusionsflüssigkeit
sickert in deinen Körper,
vergiftet und rettet dich
gleichermaßen.

Ist die Infusionszeit
vorbei,
bist du allein,
ausgeliefert

einem brennenden Körper
und einer lodernden Seele,
schwankend zwischen
Todesangst und Lebensmut.

Feuersturm der Gefühle.
Wer bist du,
was macht dich aus,
was lässt dich weiterleben?

Da ist ein Kind,
das dich noch braucht,
ein Mann,
der dich verzweifelt liebt.

Kämpfe, bete,
fall‘ vor deinem
Schöpfer auf die Knie.
Wirf‘ dich auf den Boden,

und schreie deine
Verzweiflung
hinaus, deine Angst,
deine Wut.

Zürne mit Gott
und bitte um dein Leben,
bitte um Kraft,
diese Krankheit durchzustehen.

Du gehst
durch die Hölle,
doch es wird dich verändern,
wird dich wachsen lassen.

Und am Ende
dieses Weges
wirst du stärker sein,
als je zuvor.

Gedanken während der Chemotherapie

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Kommentare

04. Jun 2018

Schockierend und dennoch stark!

LG Monika

05. Jun 2018

mit drastischen Worten geschildert, klingt nach Selbsterlebtem und Überwundenem und nach viel innerer Stärke, ich fühle mit Dir ...

liebe Grüße - Marie

04. Jun 2018

Diese Kraft spürt man! Sofort!
Hier steckt sie in jedem Wort ...

LG Axel

04. Jun 2018

Ein schonungslos ehrliches Gedicht! Danke!
LG Greta

04. Jun 2018

Du hast es geschafft, liebe Susanna. Das hat Dich sicher sehr viel Kraft gekostet. Ich weiß nicht, ob ich eine derart schwere Krankheit "besiegen" könnte. Je älter man wird, desto weniger Mut wird man haben. Danach weiß man das Leben wohl erst zu schätzen und lebt intensiver.

Liebe Grüße und die besten Wünsche für Deine Gesundheit,
Annelie

04. Jun 2018

Ich spüre das Leid durch deine Worte, die Angst, die die Kehle schnürt, kann den Wunsch, nach einem guten Ende für sich selbst und für die, die dich brauchen und lieben, verstehen … doch ich lese auch, du musst den Weg nicht ganz alleine gehen.

Alles, alles Gute, liebe Susanna und herzliche Grüße
Soléa

08. Jun 2018

Herzlichen Dank für Eure Kommentare und Anteilnahme. Es musste einfach mal raus. Ich habe lange gebraucht, um überhaupt Worte zu finden, und dann, eines nachts, nach dem Fernsehprogramm waren sie plötzlich da. Es geht mir besser damit, offen mit dieser Krankheit umzugehen, auch innerhalb dieses Forums.

Noch einmal herzlichenDanke und Grüße,
Susanna