Inseltage im Frühling ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Steilküste,
Das schroffe Kliff …
Und wie im Kindertraum
Findest du deine kleine Schwester:
Die verlassene Muschel,
Sand im offenen Aug …

Gegenwart pur –
Im spröden Licht der Binsen,
Ungeschönt – die raue Sprache.
Zur Schnecke gemacht hat sich
Die Zeit, trägt ihre eigene Insel
Auf dem Rücken durchs Watt.

Wind –,
Aus dem Schattenreich der
Jahrhunderte, pfeift aus den Ohren
Dir jeden Stöpsel. Wie sehr dich das
Überfordert: sich einzulassen auf
Den Beat der Insel:

Rauschen – das immerwährende Lamento
Der Wellen. Aus der kühlen Flut heftiger
Flügelschläge löst sich die Möwenfeder
Dem schweigenden Sand entgegen – und
Schiffssirenen von fernher und ferner aus
Den Nebeln geisternden Schlafs.

Nie mit den Furien!: Das schwere Gepäck
Quälender Rachegelüste auf halbem Weg
Vom Herz ins sondierende Hirn verfrachten
Und (vielleicht schon barfuß ...) an den Strand,
Zu loben den Himmel, schwerelos, über der Ebbe.

Treibholz und Tiefe …
Vom Liegestuhl ausgelotet, und nur noch
Einmal mit dem Boot ins Offene und zurück …
Dann sich ins Meer der Arbeit stürzen, bis der
Schmerz verklingt und sich die Schleusen
Schließen unter der Mondmuschel.

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: 
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