Spuren

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von Marie Mehrfeld

Mit jedem gedachten, geflüsterten Wort,
wohin auch immer wir uns begeben,
zu jeder Zeit und an jedem Ort -
setzen wir Zeichen, solange wir leben.

Und stell’ ich auch unter den Scheffel mein Licht:
Selbst, wenn ich mir noch so viel Mühe gebe,
Spuren vermeiden gelingt mir nicht.

Du fühlst, du hörst, du siehst und du riechst
die Spuren der Zeit, die an allem nagen.
Wohin auch immer du dich verkriechst,
sie graben sich ein, auch in dein Gesicht,
als Furchen und Falten. Du musst es ertragen.
Selbst Hände verleugnen ihr Alter nicht.

Gelebte Spuren, sie sprechen Bände:
Dein ganz persönlicher Duft am Morgen.
Alte Mauern auch und der Häuser Wände.
Spuren entstehen beim täglichen Sorgen.
Selbst wenn ich bald nicht mehr leben werde,
meine Spuren, die lasse ich auf der Erde.

Wir freuen uns, dass wir so viel spüren.
Setzen mit Füßen Spuren in Sand.
Lassen uns manchmal zu Tränen rühren.
Das Kind fühlt die Wärme von Vaters Hand.
Ich spüre Rührung beim Lachen mit dir.
Und du spürst Lust am Leben mit mir.

Sie ticken schneller jetzt, unsere Uhren,
bei allem, was wir so sagen und schreiben.
Wir wissen, sie sind unlöschbar, die Spuren,
doch sollten wir dennoch gelassen bleiben.

Auch heute noch ziehen Soldatenhorden
durch ferne Länder als wilde Krieger.
Sie schießen, plündern, sengen und morden.
Am Ende der Kriege gibt’s keine Sieger.

Alle Schlachten der Welt haben Narben gelassen
im kollektiven Gedächtnis der Erde.
Grabfelder reden vom Tod und vom Hassen.
Bleibt nur die Hoffnung, dass Frieden bald werde.

Setzen wir selber doch gute Zeichen:
zugewandt denken und es auch sagen,
öfter uns helfend die Hände reichen,
selbst mit dem Feind die Versöhnung wagen …

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