Immer kommt der Wind von vorn
Fahrradfahrer'n ist’s abnorm
Stärkt er einmal Deinen Rücken
kann der Wind uns sehr beglücken
Herrlich bläht der Wind die Segel
Boote fahr'n in aller Regel
durch die Wellen stolz und frei
Stille scheint nur Quälerei
Winde, sie sind sehr lebendig
hauchen, blasen, gehen ständig
fegen, wehen, wirbeln, dreh’n
Selten bleibt die Luft mal steh’n
Ziehen, rauschen, heulen, brausen
pfeifen, flüstern, winseln, sausen
orgeln, rascheln, toben, fauchen
analog zu unser'm Schnaufen
Winde sind bei uns zuhaus
Atmen, das geht ein und aus
Nehmen, geben immerdar
Pausen - die sind wunderbar
Atmen lässt uns sprechen, singen
gähnen, lachen, schäkern, klingen
husten, rülpsen, furzen, summen
schluchzen, keuchen, rauchen, brummen
Schreien kündet an das Leben
Schmerzgeboren wir uns regen
Friedvoll wird es dann zum Ende
Kein Gedanke an die Wende
2016
Kommentare
Welch inspiriertes Gedicht!
Mit seinen vielen lautmalerischen Verben meint man Wind wie Atem förmlich zu hören.
Mir gefällt auch die große Breite zwischen dem heiteren Einstieg und dem ernsthaften, windstillen Ausklang.
Habe nur eine Schwierigkeit: Weiß nicht, ob ich dieses Gedicht oder DIE WINDE lieber mag. Doch Dank für beide!
Ich dachte heute noch mal an das norwegische Märchen 'Östlich der Sonne und westlich vom Mond': da ist es doch letztlich der kalte und raue Nordwind, der das Mädchen zu diesem eigentlich nicht existenten Ort bringt, wo Erlösung und Verwandlung und Erfüllung geschehen kann.
Möge der Wind der Veränderung (wind of change) uns auch an diesem schicksalsträchtigen Tag, wo Großbritannien über den Verbleib in der europäischen Gemeinschaft entscheidet, hold sein! Danke! JW