Im Sonnenaufgangsschimmer,
als Moorland-Nebelglimmer
vor frischen Winden flohen, ich wanderte davon.
Die Landschaft schien zu baden
in bunten Sommerfarben,
und fleckenlos sich spannte der blaue Himmelsdom.
Vergebens ich ihr schicke
drei lange Abschiedsblicke
durchs öde Fenster - träum du, mein müdes Mägdelein!
Nun Linden blühn im Warmwind,
im Herbst, wenn sie entlaubt sind,
des Himmels Helle dunkelt, komm ich zu dir hinein.
Vom sonngetränkten Wege
zum Schattenpfad ich gehe,
wo stolze Wälder zeigen ihr glänzendes Brokat.
Und da, nach langen Stunden,
der Tag ist fast entschwunden,
hör ich die ersten Töne der Amsel Serenad'.
Nun nehm ich ab den Ranzen,
will hier am Hügel rasten.
Ich schau auf eine Kornflur - bald reif ist die Blondin'.
Gelb leuchtet die Ranunkel
im grünen Kleeblattdunkel,
und Disteln lüften nobel die Kronen aus Karmin.
Und an des Tieflands Grenzen
hell Wasserstreifen glänzen,
ein Hirt'ruf irrt durch Wälder, durch deren dunklen Raum.
Hier wird der Schlaf mir schenken
was gute Träume denken -
des Waldes Duft wird reichen - er fließt aus jedem Baum.
Was sollt mich wecken müssen ...
Bald süß - betäubt von Küssen
von einer Skogsfru Lippen, und der gedachten Lust -
ich schlumm're, dabei gleite
und fühl an meiner Seite
bei tiefen Atemzügen des Mooses junge Brust.
Lang währt mein tiefer, stummer,
im Wald verbrachten Schlummer;
da drängt in meine Ohren ein jammervoller Schrei.
Halb wache Augen sehen
die Abendsonne stehen,
und unter rotem Himmel ein Bussard fliegt vorbei.
© Willi Grigor, 2019, Übersetzung von "En vandringsdag" des schwedischen Dichters Erik Axel Karlfeldt.
Skogsfru (Waldfrau) - eine verführerische Herrscherin des Waldes.