Mai-Gedicht der Künstlergruppe 14 Zoll: „Zukunft“

Bild zeigt Axel C. Englert
von Axel C. Englert

Stur FUTUR? Futter nur …

BEWERBEN möchte ich mich! MUH!
Schließlich gehöre ICH da-zu …
Ich bin das beste Tier im Stall –
Sie RINDVIEH! Ich hab keinen Knall …

O nein – ich gebe KEINE Milch!
Ihnen schon gar nicht – mieser Knilch …
(Wie „Zukunft“? – nicht „KUH-ZUNFT“?! Ach, drum:
Hat‘s nicht geklappt! War wohl zu dumm …)

© Axel C. Englert

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Zukunft …?
 
Ist die Frage aller Fragen,
wie viel „Zukunft“ wir noch haben?
Sind wir selber sehr gefangen
in dem, was schon längst vergangen?
 
Und wie ausgehöhlt sind Spuren
ausgelatschter Altstrukturen?
Müssen wir Vertrauen schenken
dem, was andre für uns denken?
 
Ist „die Zukunft“ ausweglos?
Oder erscheint mir das bloß?
Muss man sich vielleicht erheben
für ein selbstbestimmtes Leben?
 
Nicht einfach nur nickend ruhn,
sondern selber mal was tun?
Und fängt „Zukunft“ dann erst an,
wenn jeder das TUT, was er kann?
 
© noé/2021

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Verwirrendes
 
Du trägst zu mir ein Fernverlangen.
Dein Auge schaute falkenklar und
unverstellt in tiefe Seelenräume,
dass mir nun Kraft und Mut vergangen.
Jetzt lieg ich hier auf schlummerlosem Lager,
umwölkt das Herz.
 
Wir webten einst unser Leben und
bauten die Zukunft aus Staub.
Verknoteten unsere Gedanken
zu einem festgezurrten, unlösbaren Knäuel.
Lebten in einem Netz, das so groß war wie die Erde,
doch festgezurrt durch untrennbare Stricke.

© Angélique Duvier

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Der Zeitgeist interviewt Nostradamus

Interviewer:
„Was ist >Zukunft<, Nostradamus?“

Nostradamus:
„Die Zukunft ist ein Film, ein Streifen –
er geistert vor uns her durchs All!“

Interviewer:
„Du wirst so blass, bringt sie Verdruss?“

Nostradamus:
„Sie will nach meiner Seele greifen –
ich höre manchen dumpfen Knall!“

Nostradamus:
„Noch ist für uns nicht Wirklichkeit,
was da geschieht in Zeit und Raum –
uns umgibt die >Gegenwart<,
die nach der Pflichterfüllung schreit,
doch sehe ich voraus, im Traum:
Uns bleibt nun wirklich nichts erspart!“

Interviewer:
„Ist es ein Plan, der uns betrifft –
und können wir ihn wenden?
Sind wir zum guten Zweck verführt?“

Nostradamus:
„Wir haben uns froh eingeschifft –
die Hoffnung wird uns blenden!
Der kleine Geist bleibt unberührt!“

Interviewer:
„So ist die Schöpfung insgesamt
ein Spiel nach schlimmen Regeln?
Wir kommen in den Rollen um?“

Nostradamus:
„Wir sind wohl zum Erfolg verdammt
und stranden samt den Segeln –
ob sie nun grad sind oder krumm!“

Interviewer:
„So mag der Teufel uns begleiten –
wir dienen seinen Machern!
Behüt‘ dich Gott, wir sehn uns dann!“

Nostradamus:
„Darüber lässt sich streiten!
Im Streben und im Schachern
tut der Mensch, was er halt kann!“

Interviewer:
„Das Schauspielhaus vom Holodeck
lenkt uns, an unseren Nasen,
im Kreis herum, bis wir mal enden!“

Nostradamus:
„So loben wir den edlen Zweck,
doch nur noch Trübsal blasen …“

Interviewer
„… das hieße sich verschwenden!“

© Alf Glocker

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Zukunft
 
Eine Zukunft geht spazieren.
Im Gepäck: Eventuell.
Dort drüben, so sieh doch,
da läuft sie als Schemen ...
Bewegt sich im Heute
und macht auch schon Beute.
 
Ihre Schuhe aus Gewesen
treten Vorurteile platt.
Da unten klebt als Sohlensporn
Tradition und viel Bequem.
Schmerzfrei leidet sie Frakturen
an verknöcherten Strukturen.
 
Biete ihr ein Du zum Tausche
gegen den Verstand von morgen.
Halte ihrem Nebel Leuchten,
bis sie sieht wo sichres Wann ...
Axolotl bewohnen die Taschen,
sie werden deine Gaben naschen.
  
© Ralf Risse

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Zukunft

Da war mal eine Zukunft, die schämte sich sehr.
Sie wollte sich verstecken,
sich nicht zeigen ums Verrecken.
Was man längst für sie plante, lag ihr völlig quer.

Es sehnte sich die Zukunft, eine gute zu sein.
Doch gab es kein Entkommen.
Missbraucht und festgenommen,
stieß man sie grob in die Gegenwart hinein.

© Corinna Herntier

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Das Copyright zu obigen Texten liegt beim jeweiligen Gruppenmitglied;
die Veröffentlichung hier als Gruppengedicht erfolgt mit dem Einverständnis des Autors/der Autorin.

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