Justine oder vom Missgeschick der Tugend - Page 37

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»Ah, Justine! Wenn ich dich haben könnte, aber ich werde dich besitzen. Es ist nicht gesagt, daß ich dir ohne Gegenleistung Gastfreundschaft gewähre. Ich brenne darauf, deinen Popo zu sehen. Ich werde ihn sehen, ich werde ihn auspeitschen, diesen schönen Popo, Justine.« – Célestine hörte bei diesen Worten einen Augenblick auf, ihren Bruder zu peitschen. Sie stützte sich auf die Lehnen des Stuhles und forderte mit ihren Arschbacken zum Kampf auf. Aber Rodin, der nur seine Kräfte erproben und sie nicht verlieren wollte, begnügte sich, sie ein paarmal zu schlagen, ein wenig zu beissen und bat dann seine Schwester, die Kinder holen zu gehen;, die er abfertigen wollte. Während dieser Ruhepause warf sich Justine in die Arme ihrer Freundin. »O Gott, hast du von der Verschwörung gegen mich gehört?« fragte sie. – »O, teure Freundin, ich hoffe, daß du dich nicht widersetzen wirst,« entgegnete Rosalie, »du wärest die Einzige, die heil aus diesem Hause herausgekommen wäre.« – »Ich werde flüchten,« sagte[86] Justine. – »Das ist unmöglich,« antwortete Rosalie, »sein Beruf gibt ihm das Recht, das Haus zu verschließen. Bei einer Flucht würde er dich als Diebin behandeln und du kämest nach Bicetre. Geduld, meine Teure, ist in diesem Falle das Beste.« – Da wieder Lärm hörbar wurde, begaben sich Beide auf ihre Plätze zurück und sie konnten bemerken, daß Célestine ein blondes vierzehnjähriges Mädchen, das wie eine Liebesgöttin aussah, mit sich hereinschleppte. Das arme weinende Kind, das nur zu gut wußte, was es zu erwarten hatte, näherte sich stöhnend seinem Erzieher. Sie stürzte vor ihm nieder und bat ihn um Gnade. – »Nein, nein!« rief er aus; »das ist schon zu häufig vorgekommen, Julie. Ich bereue meine Güte, sie hat dich nur zu weiteren Verfehlungen ermutigt.« – »Hüten Sie sich, Bruder,« rief jetzt Célestine aus, das Beispiel dieses Mädchens würde im Hause verderblich wirken. »Vergessen Sie denn ganz, daß diese Schurkin gestern, als sie in das Schulzimmer eintrat, einem Knaben ein Briefchen zusteckte?« – »Ich schwöre, daß das nicht der Fall ist!« rief die entzückende Unschuld, »glauben Sie mir doch, mein Herr, ich könnte so etwas nie tun.« – »Lasse dich doch von diesen Vorwürfen nicht täuschen,« sagte Rosalie rasch zu Justine. »Alle diese Vergehen sind erfunden, um einen Vorwand zu haben. Dieses kleine Mädchen ist ein Engel, nur weil sie sich ihm nicht hingeben will, behandelt er sie so so hart.« – Währenddessen hatte die Schwester Rodins die Röcke der armen Kleinen gelöst, ihr das Hemd hinaufgezogen und zeigte nun ihrem Bruder den wundervollsten Popo. Dieser geile Bock ergriff jetzt die Hände des jungen Mädchens, band sie fest und bewaffnete sich mit einem in Essig getauchten Rutenbündel. Die vor ihm kniende Schwester kitzelte ihm: das Glied, als er nun seine Tätigkeit mit sechs leicht geführten Schlägen begann. Julie schauderte, aber sie bot in ihrer Angst ein so schönes Bild dar, daß Rodin nur noch mehr entflammte. Jedoch er wagte es nicht, sie zu küssen oder ihr die Tränen wegzusaugen. Trotzdem betastete eine seiner Hände die Arschbacken. Bald öffnete, bald preßte er die göttlichen Reize zusammen, die ihn bezauberten. Er betrachtete sie von allen Seiten, und obwohl der wahre Tempel der Liebe nicht fern war, warf er doch, getreu seinem Glauben, keinen Blick dahin. Wenn die Stellung unglücklicherweise mehr zeigte, deckte er es rasch zu. Schließlich hatte seine Wut keine Grenzen mehr. Er überhäufte das arme, zitternde Wesen mit Schmähungen und Drohungen und peitschte schließlich den ganzen zarten Körper mit wütenden Schlägen, so daß sein rosiges Fleisch sich bald in eine blutende Masse verwandelte. Julie schrie und weinte, aber das regte Rodin nur noch mehr auf. Er konnte sich jetzt nicht mehr halten. Célestine mußte das Kind so halten, daß der Popo, den er begehrte, sich ihm darbot. Dann näherte er sich den Beiden, indem er leise zu seiner Schwester sagte: »Steck ihn mir hinein.« Er berührte mit der Spitze seine ungeheuren Maschine das rosige Grübchen, wagte aber nicht[87] weiter zu gehen. Célestine trieb ihn jedoch wieder an und unter Flüchen Lästerungen und barbarischen Hieben öffnete er schließlich diesen Wohnsitz der Grazien und der Wollust. Der Verbrecher hielt sich aber zurück. Eine Steigerung hätte einen Verlust der Kräfte herbeigeführt, die er doch zu neuen Taten benötigte. »Kleiden Sie sich wieder an,« sagte er zu Julie, indem er sie losband und sich selbst in Ordnung brachte. »Und wenn noch einmal so etwas vorkommt, werden Sie nicht so leicht davonkommen.« – Als Julie hinausgegangen war, fuhr Rodin, zu seiner Schwester gewandt, fort: »Du hast mich zu rasch gekitzelt. Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte entladen. Das kleine Mädchen ist hübsch? Nicht? Hast du sie schon gehabt?« – »Welche hätte ich nicht schon gehabt?« – »Aber du hast gar kein Mitleid, wenn ich sie auspeitsche!« – »Was geht mich eine solche Hure an, wenn ich nur entladen kann Ich würde sie selbst zerreissen. Ah, du kennst noch nicht mein Herz! Es ist noch grausamer wie deines. Steck ihn mir ein wenig in den Popo, Rodin, er brennt mir förmlich,« fuhr das Schandweib fort und begab sich in dieselbe Lage, die sie vor der Auspeitschung Julies inne hatte. Sie hob die Röcke und Rodin stürzte sich ohne jede Vorbereitung in ihren Hintern, in dem er eine halbe Viertelstunde verblieb. Die Hure wichste, entlud und ging dann hinaus, um neue Opfer zu holen.

Das zweite Mädchen, das hereinkam, mochte im Alter Justines stehen; ja, sie ähnelte ihr sogar ein wenig. »Aimée,« sprach Rodin, »es ist sonderbar, daß Sie bei ihrem Alter mich noch in die Lage bringen, Sie wie ein Kind auspeitschen zu müssen.« – »Mein Alter und mein Betragen ist es nicht, was mich einer solchen Schande aussetzt, mein Herr,« erwiderte stolz das entzückende Mädchen, »aber wenn man der Schwächere ist, hat man immer Unrecht.« »Sie antworten sehr frech, mein Fräulein.« sagte Célestine, »und ich hoffe, daß mein Bruder daraufhin nicht allzu nachsichtig sein wird.« – »Sie kann dessen sicher sein,« sagte Rodin, indem der die Röcke hastig loslöste. »Aber mein Herr, ich glaubte nicht ...« – »Aimée,« unterbrach sie der geile Bock,

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Veröffentlicht / Quelle: 
Marquis de Sade: Die Geschichte der Justine. 1906
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