(Vergangenheit)
Solange die Vergangenheit noch vor einem liegt, trägt sie den Glorienschein der Erwartungen! Da heißt sie „Zukunft“ und ist schön, weil alles, was vor einem liegt schön zu sein hat. So ist das in einem Menschenleben – sonst könnten wir uns ja gleich umbringen!
Wenn uns einer sagen würde „die Vergangenheit, die da vor dir liegt, wird alles zerstören, was dir lieb und teuer ist!“, dann würden wir wahrscheinlich nur den Kopf schütteln und entgegnen „du spinnst wohl!“ Und doch kommt es meistens so, denn wann erfüllen sich unsere Träume?
Klar, in unseren Träumen ist die Zukunft begehrenswert wie eine Braut, auch wenn die Kinder zu Mördern und Verbrechern werden sollten, auch wenn uns alles misslingen sollte, auch, wenn eine ganz schlechte Zeit kommen sollte! Wir fragen uns nie: wie kommt eigentlich eine schlechte Zeit?
Ganz von selbst kommt sie ja nicht. Wir sind ihre eifrigen Geburtshelfer – manche von uns aktiv, manche passiv. Und am Ende dieser schlechten Zeit, von der alle gedacht haben, sie sei eine gute, haben wir dann eine „Vergangenheit“.
Wie diese Vergangenheit aussieht hängt ganz davon ab, wer sie interpretiert, und nachdem sich das Interpretationsrecht für Vergangenheiten bei denjenigen befindet, die keine haben, sieht es meistens bei Vergangenheitsträgern nicht sehr gut aus.
Sie müssen zugeben was angestellt wurde! Wer gewissermaßen deshalb unbescholten geblieben ist, weil er ein Held war, der hat gut lachen! Der lebt weder mit Gewissensbissen, noch mit Schuld-Bergen, die abzutragen ihm keine Zukunft ermöglichen kann…
Immer werden Menschen mit Vergangenheit eine solche mit sich herumtragen – egal ob die Vergangenheit sogar von den Vätern oder den Großvätern stammt. Das spielt für die Gegenwart keine Rolle: Schuld bleibt Schuld und Brautkleid bleibt Brautkleid, daran ist nicht zu rütteln.
Alle, die nicht unter die Rubrik „Vergangenheitsträger“ fallen haben auch nie etwas angestellt. Da wären sonst noch etliche zu nennen, die auch eine haben, die sie aber locker mit ihrer Nationalflagge zudecken können – der Könich von Gelbien zum Beispiel, der Keihser von Kiehna, Väterchen Frost und viele mehr!
Eigentlich käme dann zum Vorschein, daß alle eine „Vergangenheit“ haben, nur, der welcher zuletzt eine hatte, der war am schlimmsten. Da beißt die Maus keinen Faden ab! Erst, wenn wieder eine neue Vergangenheit über uns hereingebrochen ist, werden wir erkennen, daß wir uns tatsächlich aktiv um die Zukunft hätten kümmern sollen – und zwar nicht mit Raffinesse, sondern ausnahmsweise mal mit Verstand!