Bald acht Milliarden Menschen. Aber keine Leute. Versucht bin ich dann schon zu schreien: dann nehmt halt die Menschen, ihr verblödeten Ökonomen! Aber: (Und hier scheißt der Pudel seinen blutigen Kern!) Leute ist nur ein Synonym! Und es steht für voll ausgebildete Fachleute jeglicher Art, welche gewillt sind, unter Einsatz ihres Lebens, ihrer Familie, und auch dem, was eventuell nach ihrem Tode kommen mag, mindestens 24 Stunden am Tag auf eine wie in Fels gemeißelte Altersarmut hin zu arbeiten. Anders formuliert: es fehlen gar keine Leute. Es fehlen Idioten. Natürlich kann ich hier irren. Denn bekanntlich ist irren menschlich. Und ich, ich fresse, ich saufe und ich kacke, bin dazwischen den ganz, ganz großen Fragen ziemlich wehrlos erlegen, bin somit also sowas von Mensch. Und darf damit grundsätzlich gedanklich falsch liegen. Ständig. Und das mache ich auch. Nur male ich deswegen noch lange keine Plakate. Oder melde in Folge auch keine Demonstrationen an. Warum sollte ich auch meine subjektive Meinung anderen Menschen ungefragt um die Ohren winken? Besonders, wenn ich mit dieser eventuell voll daneben liege. Also um etliche gedankliche Meter. So denke ich ja auch, dass eine Vielehe durchaus Vorteile hat. Denn wie oft sagte meine Gattin schon, sie wüßte vor lauter Arbeit gar nicht mehr, wo ihr der Kopf stünde. Hätte ich hingegen zwei Frauen, so könnte die Eine arbeiten, und die Andere könnte ihr stets ein Feedback darüber geben, wo deren Kopf gerade zugegen sei. Solch einen Gedanken darf man haben. Aber muss man nicht unbedingt teilen. Und warum also sollte ich auch solch einen ideellen Lichtblick mit Wasserfarben auf eine Pappe schreiben und mit dieser dann bei Wind und Wetter durch die Gegend manifestieren? Was geht der schwer ortbare Kopf meiner Gattin auch die schnöde Allgemeinheit an? Und das Volk hat ja schließlich auch schon genug eigene Probleme. Mit Identität und so. Also mit der Gesamtheit ihrer Eigentümlichkeiten. Hier in Thüringen steht dann zum Beispiel die Frage im Raum, ab wie viel Tonnen Döner und Falafel pro Meter Straßenzug die Bratwurst als regionaler Fettklumpenkönig endgültig abdanken muss. Und ob auf irgendeinem bis dato gottlosen Acker ein muslimisches Gebetshaus stehen darf. Ich als Atheist bleibe da gelassen. Schon seit dem ollen Marx wissen wir doch schließlich, dass Religion nur Opium fürs Volk ist. Und ob auf dem Haus des Dealers nun ein Kreuz oder ein Halbmond prangt ist doch nichts weiter als das ewige Pepsi oder Coca-Cola. Bier hieße hier wohl die auf eine breite Basis unter der Bevölkerung fußende Lösung. Dass ich selbst nie zu einem Gott fand, lag und liegt eindeutig am Überangebot. Die Christen haben einen. Die Juden auch. Und auch die Moslems. Und die Hindus haben laut Wikipedia gar 330 Millionen. Mehr Götter als Leute. Wenn man nun noch die Götter der unzähligen Naturreligionen dazu zählt, so ist die Auswahl einfach zu groß. Ich komme ja schon am Joghurt-Regal von Rewe ins schwimmen. Früher, also vor der Wende, da gab's bei uns genau zwei Sorten Joghurt. Pur. Und einen mit Frucht. Ich habe immer den mit Frucht genommen. Hedonistenschwein halt. Doch heute haste ich am Joghurt-Regal stundenlang herauf und herunter und kann mich vor lauter Vielfalt einfach nicht entscheiden. Zwischendurch muss ich dann immer mal zum Butterfach, weil ich mir einen Wolf gelaufen habe. Und so geht es mir mit Gott. Gebe es nur zwei davon, einen pur und einen mit Frucht, wer weiß. Aber es gibt so viele religiöse Angebote, dass es mich glattweg überfordert. Klar könnte ich per Lostopf entscheiden. Doch was ist das bitteschön für ein Gott, dem man die Anhängerschaft nur zugelost hat! Allmacht sieht anders aus. Da bleibe ich doch lieber gottlos. Gott, egal welcher, verpasst ja mit mir auch nicht allzu viel. Bin ja bloß Durchschnitt. Als Mensch. Als Vater. Als Verbraucher. Nur meine Nase ist überdurchschnittlich. So groß, dass ich heute morgen beim Öffnen des Kühlschrankes dessen Tür vor diese knallte. Da wollte ich wegen Nasenbluten nicht zur Arbeit gehen. Bin dann aber doch. Weil sonst noch ein Idiot fehlt.
Stupid!
von Lothar Peppel
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- Autorin/Autor: Lothar Peppel
- Prosa von Lothar Peppel
- Prosakategorie und Thema: Essay, Gesellschafts- & Entwicklungsinhalte
Kommentare
Erfrischend wahrhaftig!
Gruß
Alf