Die humanste Methode

Bild von Alf Glocker
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Was allerdings hat ein Mensch, der verzweifelt an seinem Glauben hängt, wenn dieser nicht mehr ist? Sich? Uns? Das bedrohliche Nichts, überall um ihn herum? Er geht auf den Wogen eines Meeres, wie ein Wundergott – mit dem Unterschied, daß er jederzeit versinken kann, wenn er sich eingesteht: Es ist da nichts als ein tiefer Ozean, der mich verschlingt, sobald mich nichts mehr trägt!

Soll man ihm seinen Glauben lassen? Darf man zulassen, daß er der Wahrheit, der Menschlichkeit, der Vernunft, der Seele aller und dem Geist des Seins irreparable Schäden zufügt? Oder soll man seinen Leib zerstören und seine hilflose Psyche dergestalt belehren, daß er zugrunde geht – vor lauter Trauer um sein Vakuum im Kopf?

Sind Leute, die in sogenannten „Heiligen Büchern“, oder in „heiligen“ Stätten das Heil der Welt und ihre ganz persönliche Erlösung von den Übeln erblicken, in Wirklichkeit Zerstörer der Freiheit und somit natürlich gleichzeitig auch Zerstörer des Geistes an sich? Wahrscheinlich ja! Aber es gibt immerhin Unterschiede …

Ganz im Vertrauen gesagt, forciert ein gläubiger Mensch grundsätzlich die Anwendung von Gewalt durch Glaubensbrüder- und Schwestern, bereits wenn er sie auch nur duldet. Niemand, der Verbrechen toleriert – aus welchen Gründen auch immer – ist aus dem Schneider, wenn sie begangen werden und man nach Schuldigen sucht.

Das fängt mit der angewandten Intoleranz an und hört beim Morden nicht auf, sondern erstreckt sich durch alle Bereiche des täglichen Lebens, um schließlich im Unverständnis, Ungläubigen gegenüber, oder in der Anwendung von Dogmen zu enden. Bei all diesen Anwendungsmöglichkeiten des Glaubens an sich handelt es sich um Verbrechen.

Die Grenzen zwischen „friedlicher“, sprich inaktiver Akzeptanz aggressiver Glaubensanwender und mörderischer Ausübung religiöser Überzeugungen sind fließend und deshalb ist der gesamte Themenbereich „Glauben“ makaber und grundsätzlich zu verurteilen. Dessen ungeachtet darf eine solche Verurteilung nicht erfolgen!

Warum? Weil es dem Gros der Menschheit an plausiblen Stützen der Persönlichkeit, in der Auseinandersetzung mit dem Anspruch aller, überleben zu wollen, fehlt. Die breite Masse ist entweder nur ein degenerierter Haufen unfähiger Herdenwesen, oder ein Mob blutrünstiger Affen, der sich selbst nicht gut helfen kann, wenn er keinen sogenannten „Glauben“ hat!

Das sich daraus ergebende Problem ist jedoch nicht, wie fälschlicherweise leider praktiziert, ein notwendiger Schutz der Gläubigen vor den Ungläubigen, sondern, andersherum, ein ganz dringend erforderlicher „Sicherheitsabstand“ den man Ungläubigen zu den Gläubigen einzuräumen hat, damit kreative Lebensformen vor unbeherrschten Wilden bewahrt werden können!

Wie der allerdings zu bewerkstelligen ist, weiß noch kein Mensch. Kann man die Ausbreitung von Glaubensströmungen durch Aufklärung verhindern? Dann müsste man Verstand essen können (denn Glauben ist von Bildung unabhängig)! Sollte man gläubige Menschen ausrotten? Wie denn, wenn es Milliarden sind?! Müssen „wir“ uns in unser Schicksal ergeben?

Versuchen wir es mit „Liebe“, wünschen wir uns wundervolle Tage und schönste Wochenenden, sehen wir einfach darüber hinweg, daß uns wieder einmal ein, in sein Heiliges Buch Vertiefter, nicht verstanden hat, wenn wir „seinen“ Gott woanders gesucht haben als er es gerne hätte, und dann zünden wir uns am besten selber an. Das ist wohl die humanste Methode!

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Kommentare

21. Aug 2017

Bücher und Kühe, olle Knochen -
DIE Heiligkeit scheint ungebrochen ...

LG Axel

21. Aug 2017

Am Glauben scheiden sich die Geister - so bedrohlich,fundamental,naiv oder suggestiv er auch ist. Was machen wir zu Göttern? Wollen wir wirklich glauben? Wollen wir alles wissen und nichts glauben?

22. Aug 2017

Alles wissen zu wollen wäre natürlich ein guter Vorsatz.
Auf jeden Fall aber dürfen Leute, die meinen, daß es "Ungläubige" gibt, nicht Menschen gefährden, die gerne alles wissen würden!

LG Alf