Die Seele des Staates 100

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von Alf Glocker

(Taumel)

Manchmal dreht sich der Taumel des Glücks vor meinen weltlichen Augen, und vor mir geht die Türe zum Jenseits auf – so betroffen bin ich, von jener Gier, die man hat, nach meinem wohligen Leib! Jeder möchte ihn haben! Dies resultiert komischerweise aus dem globalen Hass, der mir entgegenschlägt und mich gleichzeitig zum begehrtesten Etwas dieses Planeten macht. Ich befinde mich in einem Rausch, der mich und meine Kinder derart betäubt, daß wir alle zusammen, an eine Fügung des Schicksals glauben, von dem wir annehmen, daß es, was uns betrifft, immer nur gnädig ist.

Der Verstand meiner Regierungsorgane ist vom Winde verweht! Sie tragen eine seltsame „Herzensbildung“ in ihren Schwollköpfen, die alle Anzeichen einer schweren Vergiftung hat. Man könnte auch sagen: sie sind kriminell, gewissenlos, nein, sie sind alles was man sich vorstellen kann, nur um nicht aufzuwachen. Wir sind vereinigt, in einem Todesschlaf des Gerechten, eines Gerechten, der sich selber in Luft auflöst, damit er einer Welt gefalle, die rücksichtslos unsere Vernichtung betreibt. Doch in dieser perversen Lust finden wir unsere Bestätigung!

Niemand ist wie ich und wie meine Kinder – wir stellen ein heilloses Kuriosum, in der Befriedigung unserer Süchte dar! Das scheint uns komplett auszumachen: wir schrumpfen! Wir schrumpfen in uns hinein, weil es uns gut geht, und weil jeder meint, damit muss es, vom Trieb her, getan sein. Alle anderen wachsen, allerdings nicht unbedingt geistig, nur rein fleischlich, über alle Maßen, über sich hinaus und sie ergießen sich in die Zeit der Verfehlungen, deren Zentralgestirn wir zu sein scheinen – die ganze Weltbevölkerung kommt zu uns! Niemand sonst ist so freundlich wie wir!

Dabei unterstellt man unserem Tanzrhythmus, so gefährlich zu sein, wie ein leibhaftiger Tyrann, der sich nichts aus dem Leid armer Seelen macht. Und obwohl das genau auf die anderen zutrifft, erliegen wir dem Zustrom der Leidenschaften, aus jeder erdenklichen Region dieser Erde. Und wir wehren uns nicht. Denn, wo sollen sie denn hin, wenn nicht zu uns? Wer nimmt denn sonst noch jemanden auf? Wer lässt sich sonst noch erdrücken, vom Aas der Gewalten, die alles was laufen kann, zu uns treiben, um hier nicht anders zu sein, als dort wo der Ursprung des Übels liegt?

Mein Glück ist unbeschreiblich! Vor meinen Augen flimmert es bunt! Langsam gehen in diesem Sturm der Pigmente, die Träume von einer Zukunft verloren, deren Trend immer nur aufwärts war. Ich, die Seele, schwanke bereits bedenklich! Wenn ich zu Boden gehe, werde ich eine Erleuchtung haben: ich werde ihn sehen, ihn, für den es sich zu sterben lohnt, und nur noch ihn! Alles bisher Entstandene wird in den Nebeln der Epochen verblassen, wie die nimmer wiederkehrende Vision einer Sünde, die mich durch mühsame Jahrhunderte trug, damit ich, in der Pflicht meines Weges, kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehe. Mein Jubel wird grenzenlos sein!

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