Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 145

Bild von Alf Glocker
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145. Schritt

Die Tage verfliegen im rosafarbenen Wind,
keiner weiß, daß sie gestohlen sind,
denn dies ist ein Film und er ist schlecht (?).
Wir stecken mitten in einem Gefecht!

Morgens, wenn Ken und Barbie aufstehen, wie auch am Abend wenn sie ordentlich zu Bett gehen um sich, nein nicht spaßig zu lieben, um sich anständig zu verehren, dann ist die Welt in Ordnung.

Alles was Recht ist, ist richtig und alles was Unrecht ist, ist unrichtig. Um zu erfahren was was ist, stellen sie den Fernseher an. Dann erkundigen sie sich was sie heute einkaufen müssen. In der Werbung werden Hinweise dazu gegeben.

Wenn nicht gerade Wahl ist, oder sonst etwas Besonderes ansteht können sie einfach zur Tagesordnung übergehen. Beide haben den Traumjob! Sie tun wofür sie ausgebildet wurden. Das gefällt ihnen sehr gut. Von den Chefs erfahren sie, was ansteht.

Sie bekommen immer genau so viel Geld wie sie für ein schönes, erfülltes Leben brauchen. Jedermann ist um jedermann eifrig besorgt. Gedanken müssen sie sich keine machen – weder um ihr Auskommen, noch um ihr Wohlbefinden.

Jede Stunde wird zu einem erfreulichen Ereignis – so, als würden sie den Urzeittraum der Menschheit erfahren: die immerwährende Gegenwart! Ihr niedliches Haus ist eine Fortführung der Blätterhütte im Regenwald und der „liebe“ Gott ist ein Kind.

Lustig und verträumt will er mit ihnen spielen, denn er hat so manches mit ihnen im Sinn. Am Sonntag machen die beiden, zusammen mit ihrem Wunschbaby einen Ausflug ins Blaue. Wenn sie in einen Stau kommen gibt es eine Party.

Dann ist der Wald grün und die Wiesen auch. Überall blühen schöne Blumen. Barbie kämmt sich das Haar. Für Ken ist sie die tollste Frau der Welt. Sie haben das brävste Kind. Es schreit nur, wenn es dem „lieben“ Gott gefällt, und oder es zum Spiel gehört.

Ken und Barbie sind immer gut gekleidet! Das ist wichtig! Und wenn sie nackt sind, sind sie nicht richtig nackt, denn richtig nackt wäre ganz falsch! Sie vertragen sich mit allen anderen. Fred Feuerstein, Mahatma Ghandi und Albert Schweizer sind ihre Freunde.

Bin Laden hat nie existiert! George Bush war ein Heiliger. Niemand ist in Gefahr. Auch ihr feines Auto nicht. Es fährt ohne Abgase. Das Brot kommt vom Bäcker und die Wurst fällt vom Himmel. Niemand richtet irgendwo irgendeinen Schaden an um zu überleben. Das würde sofort verhindert werden, denn das wäre ganz bestimmt nicht Recht.

Alles wird gut, nein, jeden Tag besser. Die Menschen sind so ungeheuer klug weil sie lesen und schreiben können. In den Büchern steht was in den Büchern zu stehen hat, sonst würden ja keine Bücher gedruckt werden, denn die Bücher sind Bücher.

Niemand baut eine Mauer! Im Fasching verkleidet sich die Welt und dann lachen alle. Danach gibt sich jeder zu erkennen, aber erst nach dem Tanz. Ein Küsschen in Ehren ist nett. Zungen gibt es aber nur in Schmuddelheften, in die man gelegentlich unter der Bettdecke schaut.

Die Uhr schlägt höchstens 12. 13 schlägt es nicht. Das gibt es höchstens in ganz geheimen Gruselgeschichten, wo man sich vor allem nicht fürchten braucht, weil sie frei erfunden sind.

Das Dasein ist wirklich. Man sieht es ja. Alles was Ken und Barbie sehen ist real. Der Ball ist rund und der Rasen hat auch eine Farbe. Nach dem Glück ist vor dem Glück. Nichts kommt ohne Grund vor – egal wie man’s liest. Am Ende steht immer Happy, sonst nichts!

Die Tage sind himmelblau und ganz rein,
wir müssen uns absolut nicht erkennen,
denn so wie wir sind, so sind wir ein:
Sauhaufen von Idioten – es ist zum Flennen!

Interne Verweise

Kommentare

28. Mai 2015

Der Film ist schlecht, doch mitnichten
Schlecht sind Deine guten Geschichten!

LG Axel