152. Schritt
Der fremde Körper, der da vor mir steht, besteht nur aus Licht! Er ist kein Beweis dafür, daß ich existiere. Das Licht wird von einem Metall durch eine Glasscheibe zurückgeworfen, das „Quecksilber“ heißt. Auf seiner Oberfläche zeichnen sich die Umrisse einer Fatamorgana ab.
Eingewoben in einen bestimmten Zeit-Raum ist dort abzulesen was eine Illusion alles produzieren kann. Ein Trugbild aus keinerlei festem Material (fest, im Sinne von unvergänglich)! Nicht einmal einen einzigen Augenblick bleibt es sich treu! Von einem Nu ins andere finden Veränderungen statt – relativ kleine Veränderungen in einer großen Veränderung, die wiederum Teilchen einer riesigen Veränderung ist.
Bei allem zusammengenommen handelt es sich um einen gewaltigen Energieaustausch, der nur seinem Zweck entspricht. Auch Seelen tragend, rotiert das Monstrum durch die Erlebnissphäre. Es gebärt und zermalmt, geheimnisvollen Zeichen folgend, die von außerhalb erfahrbarer Massen, Einfluss nehmen auf alles was geschieht.
Nein, sie nehmen nicht nur Einfluss, diese Zeichen bestimmen sogar was geschieht. Sie reihen Spur an Spur, Stern an Stern, Tod an Tod. Sie spucken aus, saugen ein und sie sind, auf eine so rührende Weise miteinander verbunden, daß sogar der Teufel diamantene Tränen weint. Er ist das Abbild der Angst, so wie ich das Abbild des Zweifels bin, wenn mein Spiegel eine Erscheinung zurückwirft, die keinen Augenblick ist wie sie ist.
Dann geschieht Fremdes! Meine Gedanken reichen, aus der Gesamt-Illusion kommend, in den Strudel der Verzweiflung hinein, in dem die Sinne zusammen gefangen und zusammen bestrebt sind, einen Sinn zu erzeugen, der aber nur in der Aufrechterhaltung der Erlebnissphäre besteht. Undeutbare innere Stimmen weben ein Netz – es besteht aus dem Grundstoff des Lebens!
Was um die Sonnen kreist, was die Galaxien in Schwingungen versetzt, das kreist auch in mir, versetzt auch mich in diese seltsamen Schwingungen, aus denen die Wünsche gemacht sind. Winzige Fäden steigen um meine Seele auf, um mich in das Sein zu verstricken, wo die kuriosesten Spielvarianten an absurder Bedeutung gewinnen.
Wer, so wie ich, nicht darin ertrinkt, sondern immer einen Anker ins Nirgendwo geworfen hat, den übermannt gelegentlich – wenn er gerade nicht betrunken ist von den Attraktionen der fatamorganischen Luststürme – der Ekel vor Spiegelbildern und vor den blasigen Traumgestalten. Deren Erscheinungsformen sind vielfältig abstoßend, ebenso, wie sie auch anziehend sind, sobald es uns gelingt über alles hinwegzusehen, was nicht der absoluten Perfektion entspricht. „Kuscheln mit Kompromissen“, „verschmelzen mit Gelegenheiten“ und „neu entstehen aus der Verlegenheit heraus, sterblich zu sein“, so heißen die Parolen des Nichts.
Alles umgebend, wie ein Fluch, schreit es nach einer Materie, die in der Unfähigkeit unendlich zu sein ihre Erfüllung findet. Sie ist gemacht aus der Veränderung, einer Illusion, die engstirnige Einstellungen zu Himmelreichen gestaltet, wo es von Engeln nur so wimmelt. „Schlag die Augen auf“, ruft sie, diese Einstellung, „und bewahre mich fest in deinem Herzen, denn ich bin das Zentrum des Lichts!“