PETERSILIE INTERNATIONAL

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Abendliches Rundfunkessay über die grenzüberschreitende Bedeutung des beliebten krausen grünen Gartenkrauts. Von und mit Prof. Heinz Meyer-Dill, Professor für angewandte Würzkunde an der Universität Oberwürzbach.

Guten Abend, meine Damen und Herren, wie Ihnen vielleicht noch nicht bekannt war, ist unser allbekanntes und beliebtes Würz- und Suppenkraut Petersilie nicht nur bei uns beheimatet, nein, man findet es gar in aller Welt. Es ist daher leicht verständlich, daß jedes Land natürlich auch sein eigenes Wort, einen eigenen Terminus für "Petersilie" besitzt.

Um dies einmal einem größeren Zuhörerkreis publik zu machen, folgt nun ein Leckerbissen für Sprachforscher und Würzkundige gleichermaßen, eine kleine Zusammenstellung bekannter und unbekannter Synonyma für unser krauses Gartengrün.

In noch überschaubarer Ähnlichkeit zum deutschen Petersilie würzt jedoch bereits der Österreicher mit seinem Pöterseil. Und nennt es der Luxemburger Pittersillich, so spricht der Holländer von Pit in den Sielen.

Franzosen, Belgier, Frankokanadier und überhaupt das französische Sprachgebiet in aller Welt bevorzugen das romanische Pierre Silié, welches ebenso wie Pedro Sillo im spanischen und Pietro Silli im italienischen Raum hervorgeht aus dem lateinischen petrus sileris. Petrus heißt der Stein, der Fels und siler, sileris, neutrum, die Bachweide, also das Kraut, das nahe dem Felsen an der Bachweide sprießt.

Zur Zeit der Eroberung Britanniens durch Cäsar gelangte gleichwohl roma-nisches Wortgut unter die Angelsachsen. Noch heute gelangen in England Mengen von Peter Sily auf gekochte Potatoes und mehr davon in Mockturtle-Soup als Worcestershire-Sauce.

Der Schwede hingegen schwärmt von Peer Silsson, der Finne von Per Suossalmi.

Im östlichen Europa hegt der Pole sein Petja Silowski, der Tscheche sein Petr Tschilkowsky, der Rumäne sein Petru Silescu und der Russe sein Pjotr Siljow.
In den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, in der serbokroatischen Sprach-heimat zieht man es dagegen vor, die Suppe mit Pata Sillic anzureichern.
Völlig, aber auch völlig unbekannt ist bei uns in Westeuropa die chinesische Fassung: was wäre eine delikate, knusprig geröstete Pekingente ohne das erfrischende, nahrhafte Grün der Pi Ti Si Li !?!

In den arabischen Staaten wird es jedoch nur von wenigen Feinschmeckern ohne Zahnprothese geschätzt, geschweige denn expressis verbis weiterempfohlen. Dort nennt man es P'scha-Ha Sa'al.

Fast unglaubhaft erscheint eine der vielen afrikanischen Versionen: man sagt, Petersilie habe einmal in Uganda Pidi Samin geheißen. Dort soll es aber nicht
nur nicht so gut geschmeckt haben, sondern soll auch einem manchen übel aufgestoßen sein.

Nichtsdestotrotz führt Petersilie bei uns weiterhin die Hitparade der beliebtesten Gewürze an. So sei zum Schluß Dank gesagt dem Felsen an der Bachweide, sowie den Gewürzschwistern Franz, Gustav, Adalbert, Ottilie und Emilie Silie, die uns für diese Sendung so manches Material zur Verfügung gestellt haben.

Wir melden uns nächste Woche wieder aus unserem Silio, äh, Studio 4 in unserer Reihe "Scharfes aus dem Würzregal" mit einem Beitrag von Major Rahn, Frau Dr. Rose Marin und Prof. Gottlieb Stöckel unter dem Titel "Wer einmal unsere Bohnen klaut, der klaut uns auch das Bohnenkraut".

Guten Abend.

vcj

Kommentare

06. Jun 2015

Ob einst es „Peters Lilie“ hieß?
(Warum dies „L“ den Bund verließ?)

LG Axel

06. Jun 2015

Das "L" musste hintan sich stellen,
denn Peterling konnt' man nicht "ellen";
das "S" wir nie wieder vergessen,
zum "essen" ist's mehr angemessen!