O Sommersee, o Glanz ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Grüne Tage, die kaum Schmerzen bereiten.
Was in krautiger Tiefe geschlummert,
ist ergründbar geworden, lumineszent,

und ich erinnere mich: Du warst ...
ein treibendes Blatt, vom Herbst
in den See gestürzt – die kalte Welt,
darin Blaubart spricht: Es besteht
kein Anspruch für dich, für niemand,
für keinen.

Glanz auf dem Wasser, Glanz …
wie von vierhundert Silberstücken,
die Abraham für die Höhle bei Hebron
an Efron blechte ...
Glanz, der trösten will ...

Da liegst du nun, Sara ... im Felde
neben Abraham: Grab, darin Lemminge wühlen.

Auch mich führte einst ein Traum durchs
Gebirg, auch ich … stürzte vom Gipfel
in den See: O primavera, o estate, o lago:
Finito: il tempo della sofferenza*.

Hohles, mit Wasser gefüllt, teilt mit uns
die Sehnsucht zum Meer, kaspisch,
tanganjikasisch, aralisch …, darauf Öl
schwimmt, das schwerer wiegt als Wasser
und untergeht wie Glück in der Schwermut.

Altväterlich gründelt der greise Fisch.
Stumm und weise flieht er das Netz. –
So entging auch ich dir:
zweifelnd … und schwankend
zwischen Geben und Nehmen.

*ital.: O Frühling, o Sommer, o See ...
abgeschlossen: die Zeit des Leidens.

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