Das Geschichtsbuch

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Wer die Vergangenheit begreifen will,
der muss sie auch gesehen haben!
Da nützt dir keine Schule – nichts
hilft; der Wind pfeift durch das Chorgestühl,
um unsere kleinen Geistesgaben
hinauszuwehen – der Bereich des Lichts
nimmt unsere Sinne stets gefangen,
weil er nur „Zukunft“ heißt und „Augenblick“.
Doch willst du in Vergangenes gelangen,
dann siehst du: Niemals gibt es ein Zurück!

Du wirst ein Gast sein, nicht von Gestalt,
die auftritt, um das Ereignis neu zu weben -
dergleichen ist dir als Gespenst verwehrt!
Der Ablauf zieht sich mit Gewalt
durch diesen Zeit-Raum, der als Leben
absolviert wird und wohl auch verehrt -
und daran kannst du nichts mehr ändern.
Was geschehen ist, ist geschehen!
Der Tod beschreitet, in Gewändern
der Endlichkeit, das Dasein als Vergehen.

Um diese Wechselspiele zu bezeugen,
braucht es den höheren Beschluss,
der eben richtungsweisend ist und hart,
dem sich dann alle Seelen beugen,
weil alles kommt, wie's kommen muss:
Vergangenheit wird schlichte Gegenwart -
und in der Zukunft liegt ein Sehnen,
das uns den „Sinn“ vor trübe Augen führt!
Man sieht den Abgrund um sich gähnen -
er bleibt von unseren Träumen unberührt!

Und unbeirrt spult er sich ab, grenzt ein -
wir ordnen uns betäubt in sein Gesetz!
Und unsere Tränen füllen bald das Tal ...
Wir trinken dabei niemals reinen Wein -
wir laben uns nur an dem Trost-Geschwätz,
das uns berauscht, auf jeden Fall,
bei allem, was um uns auch so passiert!
Das ist wie ein Fieber – und es rafft
dahin, da es zumeist im Geist grassiert.
Im Wahnsinn sind wir „sagenhaft“!

Dabei entsteht Erinnerung und nicht
ein Quatschkonstrukt, das zu Diensten war.
Wir nennen „Lernen“ es und auch „Begreifen" ...
Erschlagen sind wir von dem Seinsgewicht,
das uns, solang wir sind, nicht klar,
nicht deutlich wird, weil wir nicht wirklich reifen!
Denn nur was nach uns kommt, das denkt
was bei uns ungedacht, in Dunkelheit verblieb,
die uns, umnachtet, der Betrachtung schenkt,
die uns fatal in das Geschichtsbuch schrieb.

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Kommentare

06. Nov 2016

Der Text, er nimmt den Leser mit:
Doch positiv - quasi im Schritt!

LG Axel