Jetzt gibt er sich die Ehre
Jetzt malt er Raureif auf die Dächer
Jetzt zaubert er aus Trittoirs spiegelglattes Parkett
Jetzt wird die Luft kalt
Jetzt gefriert dein Atem
Jetzt trägst du endlich deine warme Jacke
Jetzt sind alle Bäume kahl
Jetzt friert das Wasser und die Nasen tropfen
Jetzt schüttelt Frau Holle die Betten aus
Jetzt fällt eine Schneeflocke auf ihren Rücken
Jetzt kommt sie nimmermehr auf die Beine
Jetzt küss ich dir das Eis von den Wimpern
Jetzt fallen Krähenschwärme aus Polen und Russland in unser Land
Jetzt rauscht meine Esche nimmer, verstummt ihr Orakel
Jetzt kommt der Bär zu Schneeweißchen und Rosenrot
Jetzt bin ich wieder Kind und lese Märchen
Jetzt höre ich die Petersburger Schlittenfahrt: 'Schön ist 's im Winter'
Jetzt droht Blitzeis
Jetzt kämpfen die Vögel ums Überleben
Jetzt trage auch ich - Handschuhe
Jetzt ist W i n t e r
Petersburger Schlittenfahrt - 'Schön ist 's im Winter'

von Annelie Kelch
Bibliothek
Mehr von Annelie Kelch lesen
Interne Verweise
- Autorin/Autor: Annelie Kelch
- Gedichte von Annelie Kelch
- Gedichtform und Thema: Prosagedichte, Wintergedichte
Kommentare
Welch feines Winter-Bild von Dir!
(Krause fährt Schlitten grad mit mir ...)
LG Axel
Danke, lieber Axel, deshalb habe ich auch das Foto gewählt:
Krause als Kutscher(in): und jedermanns Tage sind gezählt.
LG Annelie
bin von diesen Worten inspiriert -
auch wenn (weil) es draußen kräftig friert.
ulli
Danke, lieber Ulli,
und manchmal möcht' ich nach Petersburg reisen, wenn 's richtig geschneit hat:
Die Fotos von dort sind fast noch schöner als Angéliques hier in Literat.
Oder wenn 's draußen klirrt vor Frost, Anna Karenina lesen, Tolstoi:
obgleich der Inhalt mir wohlbekannt ist und längst nicht mehr neu!
LG Annelie
Oder " Der stille Don " von Scholochow
hab schon lange keine Zeit mehr zum Lesen gefunden :-(
LG Micha
Ja, den "Stillen Don" hab' ich auch vor sehr, sehr langer Zeit gelesen und war begeistert.
Dieses Buch muss ich mir unbedingt wieder vornehmen.
Überhaupt: die russischen Schriftsteller; da taucht man in eine Welt, die man nicht
mehr verlassen möchte - literarisch gesehen.
LG Annelie
Ein wunder-wunder-schönes Gedicht, Annelie, es soll uns den Winter aber bitte! nicht zurück bringen ...
Liebe Grüße, Marie
Liebe Marie, danke für dein Lob. Aber du sollst jetzt Frühlings- und keine Wintergedichte lesen, obwohl es heute Vormittag immer noch recht kühl ist.
Liebe Grüße,
Annelie