Panik auf der Titanic ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

O Menschheit,
O ihr stummen Gärten,
Darin wie Fackeln
Bunte Blumen leuchten:
Die schöne Verlockung.

In Blütenblättern gestaut:
Sehnsucht nach Liebe
(Bestäubung, Befruchtung)
Wogt wie ein Meer.

Menschheit, was hast du getan?

Schlaraffenwiesen und -felder
Und den Besuch, der getaugt hätt
Zum Wabengeflecht ... AUSGEROTTET.

Nehmt die Titanic; nehmt
Das letzte Bild, darauf sie noch
Unversehrt übers Wasser gleitet:
Nichts – deutet auf Untergang hin.

Nichts deutet auf Untergang hin …
Auch ihr sitzt in einem Boot und schaut zu
Wie ihr euch selbst ins Jenseits katapultiert ...

Seht stoisch zu ... von einem Boot aus,
Das zu tragen sich weigern könnten die Meere,
Wenn die Taube mit dem Ölzweig
Nimmer zurückkehrt und unser Land
Hoffnungslos verloren ist.

Anstelle von Dickicht, darin sich
Tiere verbargen: geballte Leere,
Gestutzte Heckenfrisuren, klinisch rein.
Unter euren gleichgültigen
Augen verblasst der Mohn und
Dem Getreide fallen die Grannen aus.

Sonnenpfeile stürzen sich nun in die
Verlassenheit kleiner Ortschaften,
zu töten die Reste von Griffel
und Narbe.

Und ich, mein Lieb, muss einen hohen Preis
Dafür blechen, dich freizubekommen
Aus der Arrestzelle, in die man dich warf,
Weil du die letzte Biene auf Erden,
Die dich hat anstacheln wollen zu
Einem Coup, der uns alle hätt retten können,
Kaltblütig (in Wahrheit war es aus Panik
Und ein Versehen) erstochen hättest.

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