Vom Leben, Streben und Abschiednehmen

Bild von Anouk Ferez
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Das Leben träumt sich aus dem Knobelbecher
des „Möglich-ist’s“ ins „Wirklich-wahr“ hinaus,
sucht sich im Meer der Sterne ein Zuhaus,
wo’s sich in einen Leib gewandet.

Es ist ein Kommen und Gedeihen,
ein Blühen, Fruchten, wieder Gehen,
sich Niederlegen , Wiederauferstehen…
ein „stets-auf-Reisen“; nie gestrandet.

Und leis rotiert das Rad des Lebens,
hat zeitgleich uns ins Jetzt gedreht:
Ich halt dich, wenn die Zeit verweht.

Wir schöpfen „sinnhaft“ aus „vergebens“,
wir lesen Emotionen auf wie Muscheln
an weitem wildem Küstenstreifen,
dem Herz zum Pfande, wo sie reifen
und sich in ihre Rückschau kuscheln.

Die Wellen branden immer schwächer.
Es wanken müd die dünnen Beine.
Und lauer Wind umspielt die Dächer
und alter Kirchen Grabgesteine…

Die Sehnsucht streicht die tiefen Saiten
und küsst die leisen Noten,
dass du verebbst in lichten Weiten...

Und Freiheit malt die weite Ferne,
sie wählt Nuancen von "Verzeihen".
Sieh, immerwährendes Gedeihen
entspringt dem Schoß der Sterne.

Der Ruf nach Hause rührt dich sachte.
Im Lösen wird es offenbar,
dass niemals das Gefundene,
jemals das Gesuchte war.

Interne Verweise

Kommentare

15. Jul 2018

Dein Gedicht macht mich wirklich sprachlos, liebe Anouk. Es ist so unglaublich gut und wunderschön. Ich glaube, Du bist jetzt schon eine große Dichterin.

Liebe Grüße,
Annelie

15. Jul 2018

Liebe Annelie, ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Es berührt mich zutiefst, dass du dieses Gedicht so sehr lobst. Seit langer Zeit brütete ich über dessen Inhalt - nicht wissend dass ich es mal in Verse fassen möchte. Und dann bastelte ich mehrere Tage daran herum und tat mich sehr schwer dabei.
Ich freue mich sehr über dein dickes Lob
liebe Grüße
Anouk

15. Jul 2018

- dass niemals das Gefundene, jemals das Gesuchte war - nicht nur dieser Satz berührt mich zu tiefst.

Natürlich hat Annelie recht. Du bist eine Große.

Lieben Gruß,
Eva

15. Jul 2018

Liebe Eva, danke vielmals für all Euer Lob, denn gerade mit diesem Gedicht hier habe ich mich sehr schwer getan und lang gepuzzelt..
Der Satz, den du hervorhebst, ist der Kern meiner Arbeit an diesen Versen gewesen. Leider ist es oftmals so, dass man einem Ziel hinterherrennt und all sein Denken und Streben danach ausrichtet - um schließlich am Lebensende leidvoll erkennen zu müssen, dass es doch nicht "DAS" war... Vielen alten Menschen geht es so, leider. Den Alten beim Erzählen in die Augen zu blicken, hat mich so tief berührt, dass ich über diesen "Kern" schreiben wollte.
Danke für deinen lieben Kommi
liebe Grüße,
Anouk

15. Jul 2018

Gehalten wenn die Zeit verweht
In Fernen sich das Leben dreht
Was Sinnhaft gefunden
Als nicht gesucht befunden
Stoff gesternter Stunden
In eingängiger Weise verdichtet!

LG Yvonne

15. Jul 2018

Liebe Yvonne, dein Kommentar ist ein Schmuckstück für sich, danke so sehr dafür, ich freu mich total über Kommis in Versform
- noch dazu so einen schönen!
Viele herzliche Grüße von
Anouk