Solidarität zwischen den Arten

Bild von Willi Grigor
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Der Mann ist alt.
Er ist allein.
Zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad.
Sein Aquarium ist ihm wichtiger als der Fernseher.
Früher schwammen, nein, schwebten
viele kleine, bunte Fische darin.
Heute nur noch einer.
Die anderen sind tot.
Entsorgt.
Er spricht nicht mit ihm.
Er denkt mit ihm.
Er bewegt sich wie er.
Langsam.
In grauen Wollsocken schwebt er
durch die Wohnung.
Schwebt in seinem Aquarium
wie der Fisch in seinem.

Der Fisch schwebt allein.
Er wird nicht mehr lange leben.

Der Mann schwebt allein.
Er wird nicht mehr lange leben.

Er übt Solidarität.
Solidarität zwischen den Arten.

© Willi Grigor, 2016
Aus dem Leben

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Kommentare

16. Mai 2017

Ein wirklich großartiges Gedicht, Willi. Es erinnert mich an unseren Black Molly. Auch er war der letzte Fisch in unserem Aquarium und wurde immer dicker - bis er nach ein paar Jahren starb. Er hat es lange bei uns ausgehalten. Mein kleiner David hat ihn begraben, unten im Hof. Unser letzter Fisch hat ein wirklich schönes Grab bekommen. Wir nannten ihn damals Jonathan. Dein schönes Gedicht erinnert mich an unser Aquarium, das wir sehr geliebt haben. Danke herzlich.

Liebe Grüße,
Annelie

16. Mai 2017

Das ist mehr als ein Gedicht -
Ein Bild, das mit dem Leser spricht ...

LG Axel

17. Mai 2017

Dein Gedicht spricht mach an. Zwei, die miteinander solidarisch sind. Die Artengruppen könnte man vielfach erweitern ...
LG Marie

17. Mai 2017

Danke an euch allen für die freundlichen Kommentare zu meinem Text.
Auch dazu gehört eine Art Stärke, an der es bei mir leider etwas mangelt.
Ich bitte um Nachsicht.

Herzliche Grüße
Willi