Dein Platz

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Die Tränen hast du nicht gezählt.
Die Flügel hast du abgegeben.
Du siehst die Schranken deiner Welt –
es lohnt sich nicht, sich aufzuregen.

Du hast für dich den Platz gefunden,
täglich spielst du jetzt brav dein Spiel.
In Wirklichkeit läufst du nur Runden,
sie zu vollenden bleibt dein Ziel.

Du gibst dich halt mit dem zufrieden,
hast lang schon dich nicht aufgebäumt,
es scheint, so, wie die Dinge liegen,
sind deine Träume ausgeträumt.

Nur manchmal schaust du nach den Wolken
und fragst dich, wohin sie wohl ziehen ...
Und ob sie, wenn sie es denn wollten,
dir helfen würden, weit zu fliehen …

Doch diese Pflicht, die hält dich fest.
Du kannst nicht fort. Du bist gebunden.
Kannst selbst dann nicht, wenn man dich lässt.
Du hast ja deinen Platz gefunden.

© noé/2017

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Kommentare

21. Aug 2017

Text und Bild - beides gefällt -
Ein starker Blick in jene Welt ...

LG Axel

21. Aug 2017

Ein wirklich gutes Gedicht, noé. Die letzten Worte nur stimmen mich ein wenig traurig. Man müsste jederzeit nach irgendwo "aufbrechen" können, sobald man sich an seinem Platz nicht mehr wohlfühlt.

Liebe Grüße,
Annelie

21. Aug 2017

"Man müsste" – ja, gewiss.
Viele Grenzen setzt sich der Mensch selber und manches davon hat pure Alibi-Funktion: "die Kinder", "das Alter", "aber er meint es doch nicht so", "aber sie kann ja nichts dafür", "wenn ich das Geld hätte" (Liste beliebig erweiterbar ...)
Da arrangieren sich manche Menschen lieber ... weil man das, was man hat, kennt und etwas Neues immer die "Gefahr" des Unbekannten birgt.