Uns jungen Mannen manchmal mag
bei Frauen was misslingen
Es war am hellen Tag,
da hört‘ ich eine schwingen
Oh sie schwang, sie schwang, sie schwang!
„Guten Morgen!“ bot ich ihr,
Ich sprach: „Gott müsse Euch ehren!“
Die Schöne blickte gleich zu mir:
davon müsst‘ ich mich abkehren!
Und sie schwang, sie schwang, sie schwang!
Sie sprach: „Hier ist nicht euer Weib,
ihr habt kein Recht, mich zu bedrängen.
Eh ich euch ließ an meinen Leib,
säh‘ ich Euch lieber hängen!“.
Wie sie schwang, wie sie schwang, wie sie schwang!
Anm.: Bei der Flachsverarbeitung wurde der Flachs mit einem scharfkantigen Brett traktiert und damit die in den Strängen verbliebenen holzigen Grannen entfernt, bis sich die Flachstöpfe weich und haarig anfühlten. Dieses regelmäßig ausgeführte 'Schwingen' war Frauenarbeit, die anstrengend war und viel Geschicklichkeit erforderte, damit keine wertvollen Fasern durch zu kräftige Schläge verloren gingen. Sie wurde oft gemeinschaftlich ausgeführt, wo Frauen unter sich waren.
Hier der Originaltext von Gottfried von Neifen '(um 1250):
Uns jungen mannen sanfte mac
An frouwen misselingen
Ez kam umb einen mitten tac
Do horte ich eine swingen
Wan sî dahs, wan sî dahs, sî dahs, sî dahs
Wan sî dahs, sî dahs, sî dahs
Guoten morgen bot ich ir
Ich sprach, Got müze iuch eren!
Zehant do neic diu schoene mir,
Dar in so mueste ich keren.
Si sprach hien ist der wibe niht
Ir sit unrechte gegangen
E iuwer wille an mir geschiht
Ich saehe iuch lieber hangen.
Wan sî dahs, wan sî dahs, sî dahs, sî dahs
Wan sî dahs, sî dahs, sî dahs