Die Weisheit der Eiche I

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Du Eichenbaum
in unserem Wald,
wie bist du so stark,
wie bist du so alt,

hast noch des Kaisers
Zeiten erlebt,
hast oft gespürt,
dass die Erde bebt,

als Weltkriege Dörfer
und Felder verbrannten,
als Menschen voll Angst
um ihr Leben rannten,

als Soldatenkolonnen
im Takt marschierten,
als Bomben die Städte
ausradierten,

als Väter und Söhne
das Leben verloren,
die so früh zu sterben
nicht waren geboren,

als Kinder die Nächte
in Kellern verbrachten
und Granatsplitter
zu Spielzeug machten,

als gefoltert wurde,
wer anders dachte,
als Liebe nicht mehr
das Leben bewachte,

als es Abermillionen
Tote gab,
die meisten von ihnen
fanden kein Grab,

als Gewalt und Morden
das Land regierte, als
man den Wahn des
Diktators verspürte,

der sein ganzes Volk
in den Untergang führte ...

Jetzt hört, was die
weise Eiche uns rät:
Denkt endlich um,
sonst ist es zu spät.

Sie schaden euch nur,
die vielen Kriege,
und eins ist gewiss –
es gibt keine Siege.

Fangt bei euch selbst an,
Frieden zu schaffen,
umarmt einander
und ächtet die Waffen.

Euch Erdenbürger
eint doch das Streben -
nach Liebe, nach Lachen,
nach fröhlichem Leben …

Kassel gehört neben Dresden, Hamburg, Pforzheim und Darmstadt zu den deutschen Städten mit den höchsten Opferzahlen durch alliierte Luftangriffe. Das schwerste Bombardement erlebte die Stadt in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 im Rahmen der britischen Area Bombing Directive unter Arthur Harris. Die Luftangriffe hatten zum Ziel, Infrastruktur und kriegswichtige Industrie im Deutschen Reich zu zerstören oder zu schwächen, sowie durch Zerstörung von Stadtkernen und Wohnvierteln die Bevölkerung zu demoralisieren. Sie sollten ein schnelleres Ende von Krieg und nationalsozialistischer Gewaltherrschaft herbeiführen. Während in den äußeren Stadtbezirken 80 Prozent der Wohnhäuser zerstört wurden, wurde die historische Altstadt durch einen Feuersturm geradezu eingeäschert. Luftbildaufnahmen zeigten, dass die Stadt weitere sieben Tage lang brannte. Bei diesem Angriff auf Kassel kamen in wenigen Minuten mehr als 10.000 Menschen ums Leben, es waren vorwiegend Kinder, Frauen und Alte.

Interne Verweise

Kommentare

24. Aug 2017

Da Kriege finanziell oft "lohnen",
Mag man die Menschheit kaum VERSchonen ...

LG Axel

24. Aug 2017

Danke Axel.
Das weiß ich … und will trotzdem wagen
zu mahnen, Wahrheiten zu sagen …

LG - Marie

Detmar Roberts
24. Aug 2017

Marie, grade habe ich Teil eins der „Weisen Eiche“ entdeckt, ein anderes Thema, das uns alle betrifft, wir sollten nicht vergessen, was war; die große Frage ist aber, ob die Menschheit es jemals schaffen wird, radikal umzudenken, ich meine eher, es wird so weiter gehen mit neuen Kriegen und noch schrecklicheren Waffen – alles wegen des schnöden Mammons. Aber Resignation ist die schlechteste Lösung und deshalb – immer wieder neu überdenken, darüber schreiben, reden, Lösungen suchen. Vielleicht …
Grüße, D.R.

24. Aug 2017

Danke, Detmar. Deine Skepsis ist auch meine. Kopf in den Sand und "nach mir die Sindflut" - bringt aber keine Lösung, deshalb lieber etwas zu hoch greifen und es immer wieder benennen, mehr kann ich nicht dazu sagen.

Liebe Grüße - Marie

24. Aug 2017

Erschreckend, die Realität, die du gekommt in Verse gekleidet hast, Marie. Ich glaube, wenn man sich das Tag für Tag vor Augen halten würde, möchte man schon gar nicht mehr leben. Feinde im Krieg, Feinde im Leben. Neulich las ich einen Spruch von irgendeiner "berühmten" Person, die riet, man solle sich seine Feinde sorgfältig auswählen. Na ja! - Mir hat dein Gedicht sehr gut gefallen - trotz allem.

Liebe Grüße,
Annelie

26. Aug 2017

Liebe Annelie, danke, so war es in Deutschland vor 70 Jahren - obwohl oder grade weil wir nun in einem nie gekannten Wohlstand leben, sollten wir immer wieder daran erinnern, damit es nie wieder so wird. In anderen Ländern ist es ja leider noch ähnlich verheerend. Daran zu erinnern ist wichtig, auch, wenn es erschreckt.
Dir ein sehr gute Wochenende!
Liebe Grüße - Marie